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Anreize für junge Ärzte schaffen

Anreize für junge Ärzte schaffen

Von: PS

Im Rahmen der Weihnachtssitzung des Kreistags bedankte sich Landrat Hans-Joachim Weirather bei seinen Stellvertretern und den Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen für die Zusammenarbeit. Im Bild von links: Roswitha Siegert, Klaus Holetschek, Doris Kienle

Wie wird sich die ärztliche Versorgung auf dem Land in den kommenden Jahren entwickeln? Welche Anreize und Hilfestellungen sind möglich, damit auch ein Hausarzt in einem kleinen Ort noch einen Nachfolger findet? Diese Fragen waren zentrales Thema der Weihnachtssitzung des Unterallgäuer Kreistags. Dr. Max Kaplan stellte die wichtigsten gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Herausforderungen der Zukunft und mögliche Lösungsansätze vor. Der Allgemeinarzt aus Pfaffenhausen ist Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Memmingen-Mindelheim und zudem Präsident der bayerischen Landesärztekammer sowie Vize-Präsident der Bundesärztekammer.

Kaplan stellte dem Kreistag das neue „Versorgungsstrukturgesetz“ vor, das zum 1. Januar in Kraft tritt. Damit will der Gesetzgeber Anreize dafür schaffen, dass sich junge Ärzte nicht nur in Städten, sondern auch in ländlichen Regionen niederlassen. So bietet das neue Gesetz laut Kaplan beispielsweise die Möglichkeit, dass eine Gemeinde oder die Kassenärztliche Vereinigung eine Praxis kauft und dann an einen Arzt verpachtet. Dadurch soll das finanzielle Risiko für einen jungen Arzt und Praxis-Nachfolger überschaubarer werden.

Grundsätzlich gehe der Trend ohnehin weg von Einzel- hin zu Gemeinschaftspraxen, so Kaplan. Diese ermöglichten flexiblere Arbeitszeitmodelle, geringere Belastungen durch Bereitschaftsdienste und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch andere Kooperationsformen wie Ärztenetze oder Filial-Praxen sowie der Ausbau der Telemedizin, bei der Befunde digital an Fachärzte übermittelt werden, die diese bewerten, stellte Kaplan vor. Er betonte zudem, wie wichtig es sein wird, Bereitschaftsdienste neu zu regeln, um die Arbeitsbedingungen auf dem Land auch für junge Ärzte attraktiv zu machen.

Den Gemeinden rät Kaplan, „ihrem“ Arzt aktive Unterstützung bei der Suche nach einem Nachfolger anzubieten. Denn: Etliche Unterallgäuer Hausärzte gehen laut Kaplan in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Insgesamt gibt es im Unterallgäu derzeit 90 Hausärzte, weitere 32 praktizieren in Memmingen.

 

Weitere Themen in Kürze:

  • Ergebnisse des Prognos-Zukunftsatlas vorgestellt: Projektleiter Tobias Koch von der Prognos AG in Stuttgart stellte dem Kreistag die Ergebnisse des Landkreises Unterallgäu im Prognos-Zukunftsatlas 2010 vor. Dabei ging es um die Stärken des Landkreises ebenso wie um die Bereiche, auf die in den kommenden Jahren besonderes Augenmerk gelegt werden muss. „Der Landkreis Unterallgäu hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt“, betonte Koch. Im Bundesvergleich erreichte das Unterallgäu Rang 128 von 412 Landkreisen und kreisfreien Städten. Als Stärken bezeichnete Koch etwa den hohen Anteil der Beschäftigten in „Zukunftsfeldern der deutschen Wirtschaft“ (wie etwa im Maschinenbau und in der Gesundheitswirtschaft), die sehr geringe Arbeitslosigkeit, die Kaufkraft der Unterallgäuer Haushalte, die moderate kommunale Verschuldung, die niedrige Kriminalitätsrate und die sehr gute Anbindung an das Autobahnnetz. Um sich weiter zu verbessern empfahl Koch dem Landkreis, sich frühzeitig auf demografische Entwicklungen einzustellen, den Schulterschluss mit Nachbarräumen zu suchen und sich für die Ansiedlung von Hochschul-Einrichtungen stark zu machen.
  • Entlastung erteilt: Einstimmig hat der Kreistag die Feststellung der Jahresrechnung 2010 beschlossen und die Entlastung erteilt. Als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschuss gab Kreisrat Erich Meier seinen Bericht ab. Er bemängelte eine Kreditaufnahme im Jahr 2010 und bat, diesen Punkt künftig zu berücksichtigen.
  • Beteiligungsbericht: Kreiskämmerer Gunther Füßle legte den Beteiligungsbericht 2010 vor. Darin ist aufgelistet, an welchen privatrechtlichen Gesellschaften der Landkreis mit mehr als fünf Prozent beteiligt ist und wie beispielsweise deren Jahresabschlüsse aussehen.
Inhalt zuletzt aktualisiert am: 06.11.2024