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Bäume, die zu denken geben

Bäume, die zu denken geben

Von: PS

Eines der Unterallgäuer Naturdenkmale ist  diese Linde bei Klosterwald. Foto: Markus Orf/Landratsamt Unterallgäu
Unter Schutz steht bei Nassenbeuren gleich eine ganze Lindenallee. Foto: Markus Orf/Landratsamt Unterallgäu

Wenn sie sprechen könnten, würden sie erzählen von Kindern, die in ihrem Geäst herumgeklettert sind, von Menschen, die unter ihrem Blattwerk Schutz gesucht haben, von Krieg und Frieden: So mancher Baum im Unterallgäu ist mehrere 100 Jahre alt - die Lindenallee in Nassenbeuren zum Beispiel. „Einige der Bäume sind vermutlich vor rund 300 Jahren gepflanzt worden“, sagt Markus Orf, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Unterallgäu. Mit ihren mächtigen Stämmen, knorrigen Ästen und rauer Rinde sind sie zum Denkmal geworden.

Insgesamt gibt es im Landkreis über 60 Naturdenkmale - dazu zählen Einzelbäume, Baumgruppen und ganze Alleen mit zum Teil über 80 Bäumen, daneben noch einige Quellen und andere Landschaftselemente. Die Naturschutzbeiräte des Landkreises Unterallgäu äußerten jüngst in einer Sitzung die Sorge, dass es künftig im Unterallgäu immer weniger Naturdenkmale geben könnte.

Orf kann diese Sorge nachvollziehen: „In unserer schnelllebigen Zeit fehlt manchen Menschen die Wertschätzung für alte Bäume.“ Er höre oft Argumente wie, der Baum mache Dreck oder sei ein Sicherheitsrisiko. Orf setzt dem entgegen: „Alte Bäume schaffen Identität und Heimatgefühl.“ Auf einem klinisch getrimmten Rasen könne nie eine solch heimelige Atmosphäre entstehen wie unter einem alten, knorrigen Baum. Natürlich spricht auch aus ökologischer Sicht einiges dafür, alte Bäume zu schützen:

  • Bäume reinigen die Luft. Staubpartikel lagern sich auf den Blättern ab. Mit dem Laubfall im Herbst beginnt der Selbstreinigungsprozess der Natur.
  • Bäume wandeln im Prozess der Fotosynthese Kohlendioxid in Sauerstoff um.
  • Bäume spenden an heißen Sommertagen natürlichen Schatten für Mensch und Tier.
  • Bäume sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze.

Steht ein Baum unter Schutz, darf er nicht ohne Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde gefällt oder stark verändert werden. Für mutwillige Beschädigung kann ein Bußgeld verhängt werden. Konrad Schweiger, Sachgebietsleiter Naturschutz und Landschaftspflege am Landratsamt, erklärt: „Das bedeutet aber auch: Der Verordnungsgeber, also der Landkreis, muss die Verkehrssicherheit gewährleisten.“ Kreisfachberater Markus Orf kontrolliert geschützte Bäume regelmäßig. Ist mit einem Baum etwas nicht in Ordnung, zieht er noch einen Baumsachverständigen zu Rate.

„Grundsätzlich stellen wir nur Bäume unter Schutz, die gesund sind“, erklärt Schweiger. Außerdem sollte es sich um eine langlebige, heimische Art handeln, zum Beispiel um eine Linde, Buche oder Eiche. Und der Baum oder die Baumgruppe muss - wie alle Naturdenkmale - etwas Besonderes sein. Orf erklärt: „Zum Beispiel kann es ein Baum sein, der prägend ist für das Ortsbild, oder der schon sehr alt ist.“

Wer einen solchen Baum besitzt, der kann diesen bei der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Unterallgäu als Naturdenkmal vorschlagen, entweder bei Markus Orf, Telefon (0 82 61) 9 95 - 2 56, oder bei Konrad Schweiger, Telefon (0 82 61) 9 95 - 257.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 10.10.2024