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Baumwettbewerb: Jury nimmt grüne Riesen unter die Lupe

Baumwettbewerb: Jury nimmt grüne Riesen unter die Lupe

Von: Sylvia Rustler

Schon von weitem ist die Linde zu sehen, die bei Apfeltrach imposant in den Himmel ragt. Unter ihrer breiten Krone steht ein Flurkreuz, vor ihrem mächtigen Stamm eine Sitzbank aus Holz. Die Morgensonne taucht den markanten Baum in ein besonderes Licht. Ist dieser grüne Riese der eindrucksvollste Baum im Unterallgäu? Diese Frage stellt sich eine fünfköpfige Jury, die an diesem Tag quer durch den Landkreis fährt. Sie nimmt Bäume unter die Lupe, die für den Wettbewerb „Bäume unserer Heimat“ eingereicht wurden.

56 Bäume wurden laut Markus Orf, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt, im Unterallgäu für den Wettbewerb angemeldet. 35 Exemplare kamen in die engere Auswahl und werden von der Jury vor Ort begutachtet - allein 16 davon in Legau. Die Jury besteht aus Markus Orf, seiner Kollegin Katherina Grimm von der Naturschutzbehörde am Landratsamt, Rainer Nützel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Johannes Lachenmaier von der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und Kreisheimatpfleger Peter Hartmann. Ziel des Wettbewerbs ist es, auf die Bedeutung von Bäumen für Mensch und Natur aufmerksam zu machen. Veranstaltet wird er vom Landkreis und der Sparkasse.

Die Jury bewertet die Bäume nach verschiedenen Kriterien - zum Beispiel nach Alter, Größe, Zustand, Erscheinungsbild in der Landschaft oder etwaigen Geschichten rund um den Baum. „Dieser Baum ist möglicherweise 100 Jahre alt, hat eine ideale Kronenform und ist komplett gesund“, sagt Baum-Experte Rainer Nützel, als die Jury eine Eiche in Altensteig besichtigt. Bis zu 40 Meter hoch und bis zu 500 Jahre alt sind die Bäume, die für den Wettbewerb eingereicht wurden. Zu manchen gibt es Geschichten. Die Friedenslinde zum Beispiel, die sich die Jury in Memmingerberg ansieht, wurde am 1. März 1871 beim Friedensfest anlässlich der Beendigung des Krieges mit Frankreich gepflanzt. Eine Linde in Legau wurde gepflanzt, nachdem eine Bäuerin von einem Stier getötet worden war. Daran erinnert auch ein „Martel“, also ein Kreuz, unter dem Baum.

Auch in die Sprache haben Bäume Eingang gefunden, sagt Markus Orf, als sich die Bewertungskommission eine Hainbuche in Erisried ansieht. Die braun-orange gefärbten Blätter des 200 Jahre alten, knorrigen Baumes leuchten an diesem goldenen Oktobertag. Da das Holz der Hainbuche besonders hart sei, bezeichne man auch Menschen, die robust sind, als „hagebuchen“, erklärt Orf.

Für den Wettbewerb wurden verschiedenste Bäume eingereicht. Damit alle die gleichen Chancen haben, beurteilt die Jury die Bäume in unterschiedlichen Kategorien: bewertet werden Naturdenkmäler, Haus- und Hofbäume, Landschaftsbäume, Obstbäume und öffentliche Bäume. In jeder Kategorie sollen Preise vergeben werden. Die Sieger sollen im November feststehen.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024