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Die beste Zeit, ein Wärmenetz zu planen

Die beste Zeit, ein Wärmenetz zu planen

Von: Pressestelle

Wie es mit der Energiewende in der Modellregion Unterallgäu Nordwest vorangeht, davon überzeugten sich in der Beiratssitzung auch der Heilige Nikolaus und Knecht Ruprecht. Hier im Bild mit Christa Bail, Bürgermeisterin von Westerheim, und Josef Kerler, Bürgermeister von Eppishausen. Foto: Sebastian Hartmann/eza!

Wärmenetze, die mehrere Gebäude an eine erneuerbare Wärmequelle vor Ort anschließen, tragen nicht nur zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung bei, sondern rentieren sich auch wirtschaftlich. Für alle, die ein solches Netz planen, ist derzeit die Fördersituation besonders lukrativ. Das erfuhren die Mitglieder des Projektbeirats der Modellregion Energiewende Unterallgäu Nordwest bei ihrer letzten Sitzung. Im März 2019 endet der Förderzeitraum des Projekts „Modellregion“. Deshalb zogen außerdem die Projektverantwortlichen Bilanz und blickten in die Zukunft. „Auch wenn die Förderung ausläuft - die Energiewende im Unterallgäu muss weitergehen“, betonte Landrat Hans-Joachim Weirather.

Eine innovative Möglichkeit, um regenerative Energien direkt vor Ort zur Wärmeversorgung zu nutzen, seien Nahwärmenetze, informierte Niels Alter vom Verein C.A.R.M.E.N. - das steht für „Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk“. Er betonte: „Die Förderbedingungen für Wärmenetze waren noch nie so gut wie 2019.“ Es gebe verschiedene Programme, die Wärmenetze und zugehörige Wärmeerzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien fördern, darunter das Programm BioKlima des Bayerischen Wirtschaftsministeriums,  die Dorferneuerungsrichtlinie des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums und die Kommunalrichtlinie des Bundesumweltministeriums. Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die KfW Bank sind relevante Fördergeber. Die Programme decken laut Alter alle Zielgruppen ab - Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen. Martin Osterrieder, Bürgermeister der Gemeinde Benningen, berichtete von der Idee eines Wärmenetzes in seiner Gemeinde. Eine Fragebogenaktion habe gezeigt, dass viele Bürger daran Interesse hätten. Er hoffe nun, die Pläne umsetzen zu können.

Welche Herausforderung Strom aus regenerativen Energien mit sich bringt, erläuterte Norbert Schürmann, Vorstandsmitglied der Lechwerke AG. So gebe es in der Modellregion Tage, an denen sehr viel Strom aus Solar- und Bioenergie erzeugt wird. Dann könne dieser nicht vor Ort verbraucht werden und fließe in das überregionale Stromnetz. Das belaste wiederum das Netz. An anderen Tagen hingegen sei die Eigenerzeugung sehr gering. Schürmann berichtete von Analysen, die zeigen, dass es durch einen flexiblen Einsatz von Biogasanlagen  möglich ist, den Grad der Selbstversorgung in der Modellregion deutlich zu erhöhen und das Netz zu entlasten.

Sebastian Hartmann vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) gab einen Überblick, welche Fortschritte in der Modellregion erzielt wurden. Das Projekt „Modellregion Energiewende Unterallgäu Nord-West“ läuft seit Mai 2016. Unter Federführung des Energie- und Umweltzentrums wurde zusammen mit den Projektpartnern Lechwerke AG (LEW) und dem Landkreis Unterallgäu die Energiewende mit Hilfe von Fördergeldern aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung massiv vorangetrieben. Zur Projektregion zählen die Verwaltungsgemeinschaften Babenhausen, Boos, Memmingerberg, Erkheim, Pfaffenhausen und Kirchheim. Zum Beispiel wurden in den Gemeinden Energieberatungskampagnen organisiert. 600 Haushalte nutzten laut Hartmann die Möglichkeit, sich kostenlos zu Themen wie energetische Sanierung, Heizung und dem Einsatz erneuerbarer Energien beraten zu lassen. Über Fragebögen wurde der Erfolg der Kampagne ermittelt. Und der könne sich sehen lassen. Besonders häufig seien in Folge der Beratungen Heizungsrohre gedämmt, Fenster erneuert sowie Dächer und Obergeschoss-Decken gedämmt worden. Auch die Infoabende zur Solarenergie stießen laut Hartmann auf großes Interesse. Von März bis Oktober 2018 wurde in der Modellregion außerdem ein Solarwettbewerb ausgelobt. Gewonnen haben die Gemeinden Kirchhaslach und Heimertingen - sie erzielten im Wettbewerbszeitraum den höchsten Photovoltaik-Zubau pro Einwohner.

Mit der Firma Öko-Haus stellte sich bei der Beiratssitzung außerdem ein Pionier im Bereich Solarstromnutzung vor.

 Martin Sambale, Geschäftsführer des eza!, motivierte die Beiräte der Modellregion, auch nach Auslaufen der Förderung weiterzumachen und die angestoßenen Projekte weiter umzusetzen. Eza! stehe den Kommunen weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung, versprach er den Bürgermeistern und Vertretern der Energieteams.

Um die Ideen, die in der Modellregion entstanden sind, bekannt zu machen, findet am 5. und 6. Februar 2019 in Günz eine Abschlussveranstaltung statt mit Infofahrten und Fachvorträgen. Die Veranstaltung richtet sich an Bürger, Energieunternehmen sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung. Mehr unter www.energiewende-unterallgaeu.de

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 10.10.2024