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Die Hüter des Siebenergeheimnisses

Die Hüter des Siebenergeheimnisses

Von: PS

Seit 40 Jahren sind Georg Zedelmaier aus Böhen (vorne links) und Ernst Hampp aus Tiefenried (vorne rechts) als Feldgeschworene in ihrer jeweiligen Heimatgemeinde tätig. Es gratulierten (von links) stellvertretender Landrat Dr. Stephan Winter, Werner Wel

Mit geheimnisvollen Zeichen, gelegt aus gebranntem Ton, Glas oder Porzellan, markierten einst die Feldgeschworenen die Lage von Grenzsteinen und verhinderten so, dass Grenzstein-Rücker ihr Unwesen trieben. Heute übernehmen die staatlichen Vermessungsbehörden die Abmarkung von Grundstücken. Trotzdem sei das Ehrenamt des Feldgeschworenen noch immer von Bedeutung - das betonten bei einer Feierstunde im Landratsamt Unterallgäu stellvertretender Landrat Dr. Stephan Winter und Peter Schwägele, Leiter des Amts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Sie zeichneten die Feldgeschworenen Georg Zedelmaier aus Böhen und Ernst Hampp aus Tiefenried für 40-jährige Amtszeit aus. Ottmar Schneider aus Markt Rettenbach wurde in Abwesenheit für 50 Jahre im Amt geehrt.

„Das Amt des Feldgeschworenen ist das älteste noch erhaltene Ehrenamt in Bayern“, so Winter. Als Vermittler zwischen den Bürgern und der Vermessungsbehörde müsse der Feldgeschworene über Fingerspitzengefühl und soziale Kompetenz verfügen. Schwägele hob hervor, besonders ihre Ortskenntnis mache die Feldgeschworenen zu wichtigen Partnern des Vermessungsamts.

Auch Doris Back, Leiterin der Abteilung „Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Kommunales“ am Landratsamt und Sonja Stäger vom Sachgebiet „Sicherheitsangelegenheiten, Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft“ sprachen den Geehrten ihren Dank aus.

 

Zum Ehrenamt des Feldgeschworenen:

  • Das Ehrenamt des Feldgeschworenen ist im 13. Jahrhundert in Franken entstanden. Dort war die sogenannte Realteilung üblich. Starben die Eltern, wurde der Grund zu gleichen Teilen an die Kinder aufgeteilt. Mit der Zeit wurden die Felder immer kleiner. Um Streitereien zu vermeiden, wachten die Feldgeschworenen über die Grenzen.
  • Um Betrug zu vermeiden, legten die Feldgeschworene sogenannte Siebenerzeichen. Was diese Zeichen ausmacht, ist ein Geheimnis, das nur sie kennen.
  • In Franken gibt es heute noch deutlich mehr Feldgeschworene als in Schwaben - bis zu sieben pro Ort. Der Grund: In Schwaben war die Realteilung weniger verbreitert  Meist erbte der älteste Sohn den gesamten Grund.
  • Heute wirken Feldgeschworene bei Grundstücksvermessungen und Abmarkungen mit und vermitteln zwischen der Vermessungsbehörde und den Bürgern. Siebenerzeichen legen sie in Schwaben nicht mehr. In Franken hält man zum Teil noch an dieser Tradition fest.
  • Das Amt des Feldgeschworenen übernimmt man auf Lebenszeit. Nur aus triftigen Gründen kann man es abgeben.
Inhalt zuletzt aktualisiert am: 09.10.2024