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„Ein Baby kann man nicht verziehen“

„Ein Baby kann man nicht verziehen“

Von: PS

 Wie sagt mein Kind, was es braucht? Diese Frage stand im Mittelpunkt des gleichnamigen Vortrags im Rahmen der Reihe „Rund um die Familie“ im Landratsamt. Christiane Boos-Hilebrand vom Eltern-Kompetenz-Stützpunkt Memmingen-Unterallgäu erläuterte dabei werdenden und jungen Eltern, wie sie die Bedürfnisse ihres Kindes erkennen und darauf reagieren können. Seit vielen Jahren wird die Vortragsreihe von der Schwangerenberatung am Unterallgäuer Gesundheitsamt, dem Kreisjugendamt und der katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg organisiert.

Wichtig sei es zunächst einmal, sein Baby genau zu beobachten und zu wissen, in welchem „Bewusstseinszustand“ es sich aktuell befindet, so Boos-Hilebrand: Ist das Baby im Tiefschlaf oder döst es nur? Ist es wach und aufmerksam? Quengelt oder schreit es? Ist das Baby hellwach, dann signalisiere es durch seinen offenen Blick und direkten Augenkontakt, dass es nun Zuwendung möchte und diese auch aufnehmen kann. Weitere Signale dafür, dass ein Baby Aufmerksamkeit möchte, sind laut Boos-Hilebrand beispielsweise Lächeln, zufriedene Laute, das Entgegenstrecken der Ärmchen oder auch das Ertasten von Gegenständen. Wendet das Baby seinen Blick hingegen ab, ist es schlaff oder angespannt und hat einen neutralen oder verdrießlichen Gesichtsausdruck, dann heiße das: „Jetzt habe ich genug, ich brauche eine Pause.“ Ansonsten könne es auch zu einer „Überstimulation“ kommen. Jeder zusätzliche Reiz - also zum Beispiel auch Schaukeln auf dem Arm - könne dem Säugling in dieser Situation zu viel werden, so Boos-Hilebrand. Wenn ein Baby schreit, obwohl es satt und gewickelt ist und keine Schmerzen hat, dann drücke es damit aus, dass es keine weiteren Reize mehr aufnehmen könne.

Eines war der Expertin auch wichtig: „Entgegen früherer Meinungen kann man ein Baby gar nicht verwöhnen und es verziehen. Bis es etwa neun Monate alt ist, reicht die Gedächtnisleistung noch nicht aus, um Schreien und Weinen quasi bewusst als Druckmittel einzusetzen.“ Wenn ein Baby schreie, dann habe es vielmehr ein ganz bestimmtes Bedürfnis. Kümmere sich niemand umgehend darum, so könne es regelrecht in Panik geraten. Erst später müsse dann die Erziehung beginnen.

Grundsätzlich wichtig sei immer feinfühliges Verhalten der Eltern. Nur so könne sich beispielsweise eine sichere Bindung zum Kind entwickeln. Diese wiederum helfe dem Kind, selbstbewusst zu werden und später selbst neue zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und nach und nach die eigene Welt zu erkunden. Zudem sei eine feste Bezugsperson eine wichtige Grundvoraussetzung für eine gute Entwicklung des Babys, weil sie Sicherheit vermittle.

 

Info: Christiane Boos-Hilebrand bietet einen dreiteiligen Kurs zur Förderung einer sicheren Bindung und Feinfühligkeit zwischen Eltern und Kindern an. Nähere Informationen und Anmeldung unter (0151) 53707216 oder per E-Mail an <link mail>boos-hilebrandc@kjf-mindelheim.de

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 04.10.2024