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Eine Arbeit für die Zukunft

Eine Arbeit für die Zukunft

Von: PS

Vor den Archivaren und Chronisten der Unterallgäuer Gemeinden sprachen (von links) die Kreisheimatpfleger Peter Kern, Monika Zeller und Peter Hartmann, Helmut Koch, Vertreter des Landrats, sowie die Kreisarchivpfleger Thomas Klein, Silverius Bihler und E
Kreisarchivpfleger Eduard Haug mit seinen neuen Kollegen Thomas Klein (links) und Silverius Bihler (rechts). Foto: Eva Büchele/Landratsamt Unterallgäu

Es ging um Identität, um Schönheit, um Halloween und um Sondengänger beim Treffen der Archivare und Chronisten der Unterallgäuer Gemeinden. „Sie leisten eine stille Arbeit, deren Wert oft erst Jahre später geschätzt wird“, begrüßte Helmut Koch, Stellvertreter des Landrats, die rund 60 Gäste.

Der erste Teil der Veranstaltung war den Archivaren gewidmet. Kreisarchivpfleger Eduard Haug berichtete, insbesondere das Archivieren von Akten erfordere Erfahrung. Jedes Blatt müsse bewertet werden: Ist es Archivgut oder landet es im Altpapier? Haug, der für die Archive im westlichen Landkreis zuständig ist, möchte sein Ehrenamt zum Jahreswechsel in jüngere Hände übergeben. Thomas Klein, der zwölf Jahre lang Bürgermeister von Lauben war, stellte sich als Nachfolger vor. Der Posten des Kreisarchivpflegers im östlichen Landkreis wurde erst kürzlich neu besetzt: Diesen hat nun Silverius Bihler inne, der 18 Jahre lang Bürgermeister des Marktes Türkheim war.

Kreisheimatpfleger Peter Hartmann widmet sich ganz den Bodendenkmälern, also Hügelgräber, Viereckschanzen und allen Bodenfunden. Er appellierte an seine Kollegen, ihre Mitmenschen auf die Bedeutung von Bodendenkmälern aufmerksam zu machen, zum Beispiel bei Aushubarbeiten. Er informierte außerdem über die Problematik von Sondengängern. Sonden, die metallische Gegenstände im Boden aufspüren, sind in Zeiten des Internets für jedermann erhältlich. Sondengänge in ausgewiesenen Denkmalsbereichen seien aber verboten, so Hartmann. Er erklärte: Schlage die Sonde an und der „Schatzsucher“ beginne zu graben, werde der gefundene Gegenstand aus dem Zusammenhang gerissen. Wichtige Hinweise über das Leben unserer Vorfahren, zum Beispiel Asche oder Scherben im Boden, gingen verloren.

Kreisheimatpflegerin Monika Zeller kam in ihrem Referat über Brauchtum und Tradition auch auf einen noch jungen Brauch zu sprechen - Halloween. Es sei Aufgabe der Heimatpflege, auch die Entstehung neuer Bräuche zu beobachten und zu dokumentieren.

Kreisheimatpfleger Peter Kern stellte die Frage in den Raum: Warum bummeln wir gerne durch die Mindelheimer Altstadt? Was fasziniert uns an alten Gebäuden? Baulicher Wert kombiniert mit einem positiven Gefühl ergeben zusammen die Schönheit historischer Bauten. Doch das sei manchem Bauherr oder Investor nicht bewusst. Ein Denkmal bautechnisch zu erhalten oder zu restaurieren - „das bekommen wir hin“, so Kern. Die wichtige und zugleich schwierigere Aufgabe der Heimatpflege sei, Überzeugungsarbeit zu leisten und das Bewusstsein für die Bedeutung von Denkmälern zu wecken.

Leidenschaftlich berichtete Kreisheimatpfleger Christian Schedler über beeindruckende Entdeckungen in seiner Kunstsprechstunde. Er erzählte von wertvollen Bildern, Statuen und Möbeln. Doch der materielle Wert dieser Gegenstände sei zweitrangig. Sie seien bedeutend für die Geschichte einer Person, einer Familie, eines Orts - sie seien geradezu identitätsstiftend. „Das Museum ist deshalb immer die zweite Wahl, um historische Gegenstände aufzubewahren. Diese Dinge gehören in die Familie und zu ihrer Geschichte“, so Schedler. Schließlich wurde im Publikum die Bitte laut, Schedler möge auch im westlichen Landkreis eine Kunstsprechstunde einführen - und der Kreisheimatpfleger sagte zu.

Bedeutende Erinnerungen seien auch alte Grabsteine. Schedler sprach sich dafür aus, diese nach der Auflösung der Grabstellen auf dem Friedhof zu belassen, damit die Familien nicht in Vergessenheit geraten.

Am Schluss waren sich die Anwesenden einig: Eine solche Veranstaltung, bei der sich Unterallgäuer Archivare, Chronisten und Heimatpfleger austauschen, müsse in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.

Mehr über Heimat- und Archivpflege im Unterallgäu erfahren Sie unter<link internal link in current> www.unterallgaeu.de/heimatpflege

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 09.10.2024