Wut, Hoffnungslosigkeit, Angst, Trauer – wer ein Familienmitglied oder einen Freund durch einen Unglücksfall verliert, durchlebt eine Vielzahl solcher Gefühle. Einsatzkräfte der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) unterstützen Betroffene in diesen Extrem-Situationen und leisten akute, seelische Erste Hilfe. Diakon Martin Linder ist einer von ihnen und wurde nun zum Leiter der PSNV und zum Fachberater PSNV im Landkreis Unterallgäu und der Stadt Memmingen ernannt. Im Memminger Rathaus überreichten ihm Landrat Alex Eder und Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder zu dieser Ernennung eine Urkunde.
„Nicht nur zu sagen ‚Wir sollten‘, sondern zu sagen ‚Ich mache das‘ dafür danke ich Ihnen am meisten“, würdigte Eder den persönlichen Einsatz von Linder, dessen Angebot es war, sich zum Leiter der PSNV weiterbilden zu lassen. „Nur Leuten mit Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass sich die PSNV Einsatz-Gruppe in den letzten Jahren in unserem Landkreis stetig weiterentwickelt hat.“
Linder, der als Diakon in der Notfallseelsorge des Bistums Augsburg tätig ist und in Bad Wörishofen wohnt, gehört der PSNV Unterallgäu/ Memmingen an, in der sich alle Einsatzkräfte der PSNV des Landkreises Unterallgäu und der Stadt Memmingen zusammengeschlossen haben. Seit 2014 leitet er die Notfallseelsorge mit rund 30 Einsatzkräften. Im Sommer 2021 absolvierte er erfolgreich die Ausbildung zum Leiter der PSNV und zum Fachberater PSNV an der staatlichen Feuerwehrschule Geretsried, an der 2008 eine „Landeszentralstelle PSNV in Bayern“ eingerichtet wurde, um die PSNV zu organisieren und koordinieren. Zudem durchlief er noch eine Fortbildung des Bistums Augsburg zur Stabsausbildung für PSNV. Damit ist er bestens für die neuen Aufgaben gerüstet. Neben der Koordination von Einsatzkräften der PSNV im Einsatzfall soll er unter anderem auch in enger Zusammenarbeit mit den Kräften des Roten Kreuzes den Aufbau der PSNV im Landkreis Unterallgäu und der Stadt Memmingen weiter positiv vorantreiben.
„Die Betreuung von Menschen nach außergewöhnlich belastenden Ereignissen ist ein schweres Aufgabenfeld, dem nicht jeder gewachsen ist“, führte Schilder an. „Umso größer ist mein Dank und mein Respekt für Sie, Herr Linder, dass Sie sich diesem Teil der Gesundheitsversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger annehmen.“
Zukünftig kann Linder als Fachberater in der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK), der Örtlichen Einsatzleitung (ÖEL) und in der Einsatzleitung der Polizei eingesetzt werden. „Die Aufgabe der PSNV ist es, die von einem Unglücksfall betroffenen Personen in der Akutphase zu betreuen“, betont Linder. „In dieser kurzen Zeitspanne besteht die Möglichkeit auf diese Personen so einzuwirken, dass eventuell psychische Traumata vermieden oder zumindest stark vermindert werden können.“ Für solche Einsätze ist geschultes Personal erforderlich. Alle Mitglieder der PSNV Einsatz-Gruppe sind ehrenamtlich tätig. Bei Bedarf können sie sowohl von Einsatzführungskräften der Feuerwehr, des Rettungsdienstes als auch der Polizei zur Unterstützung angefordert werden. Ziel ist es, die Struktur so aufzubauen, dass die PSNV in einem Notfall immer umgehend involviert wird. Dafür muss auch die Anzahl der Führungs- und Einsatzkräfte in den nächsten Jahren erhöht werden, so dass eine Erreichbarkeit grundsätzlich sichergestellt werden kann. Wer an der Mitarbeit in der PSNV interessiert ist, kann sich beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) oder bei den Kirchen melden, die die Psychosoziale Akut-Hilfe für die Bevölkerung unentgeltlich sicherstellen.