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Es geht nicht nur um Spracherwerb

Es geht nicht nur um Spracherwerb

Von: Pressestelle

Junge Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher ethnischer und sprachlicher Herkunft, Analphabeten neben Abiturienten − wer Flüchtlinge unterrichtet, steht vor besonderen Herausforderungen. Bei einem Pressegespräch stellten die Berufsschullehrer Margot Nieberle und Wolfgang Ramerth, Schulamtsdirektorin Elisabeth Fuß und Elena Münnich, Asylkoordinatorin am Landratsamt Unterallgäu, die ganze Bandbreite der Bildungsangebote für Flüchtlinge im Landkreis Unterallgäu vor.

Landrat Hans-Joachim Weirather betonte einleitend: „Ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse haben Flüchtlinge auf unserem Arbeitsmarkt kaum Chancen.“ Doch in der Bildungsarbeit gehe es um viel mehr als den reinen Spracherwerb: „Etwa ist das Grundgesetz für die meisten Flüchtlinge keine Selbstverständlichkeit.“ Um die Bildungsaufgabe zu bewältigen, seien im Unterallgäu verschiedene Einrichtungen und Institutionen gefragt.

Elisabeth Fuß, Fachliche Leiterin der staatlichen Schulämter im Landkreis Unterallgäu und in der Stadt Memmingen, stellte zunächst die verschiedenen Angebote für Grund- und Mittelschüler vor. „Der Fokus liegt sowohl auf dem Spracherwerb als auch auf der Integration“, erklärte Fuß. Zudem berichtete sie von der Möglichkeit, Klassen mit mehr als 50 Prozent Kindern mit Migrationshintergrund zu teilen.

Die Berufsschullehrer Margot Nieberle und Wolfgang Ramerth informierten über die Berufsintegrationsklassen an der Staatlichen Berufsschule Mindelheim und den Außenstellen in Memmingen und Bad Wörishofen. Oft haben sie es mit jungen Leuten in schwierigen Situationen zu tun: „Gerade bei Schülern, die Gefahr laufen, abgeschoben zu werden, macht sich oft eine große Hoffnungslosigkeit breit“, erzählte Nieberle. Dann sei es mitunter schwer, die jungen Leute noch zum Lernen zu motivieren. In solchen Fällen unterstützt ein Sozialpädagoge die Lehrer. Zudem können in Bayern inzwischen auch Flüchtlinge mit einem Ausbildungsplatz abgeschoben werden. „Das erschwert es, die jungen Leute überhaupt in eine Ausbildung zu vermitteln“, so die Berufsschullehrer.

Asylkoordinatorin Elena Münnich berichtete von den Integrationskursen der Volkshochschulen, die für anerkannte Asylbewerber verpflichtend sind. Hier geht es nicht nur um den Spracherwerb, sondern auch um Geschichte, Politik und das Leben in Deutschland. Im vergangenen Jahr fanden außerdem zehn Alphabetisierungskurse im Unterallgäu statt.

Eine wichtige Ergänzung seien die Kurse von Ehrenamtlichen: „Flüchtlinge, die nur geringe Bleibechancen haben, werden nämlich während dem laufenden Asylverfahren für die Integrationskurse nicht zugelassen.“ Da aber viele Flüchtlinge aufgrund der lang andauernden Verfahren für einen längeren Zeitraum im Land sind, sei der Spracherwerb sehr wichtig.

„Die ehrenamtlichen Helferkreise sind für die Integration unentbehrlich“, betonte auch Landrat Weirather.

Bildungsangebote für Flüchtlinge an Kindergärten und Schulen im Überblick:

  • Vorkurse richten sich an Kindergartenkinder mit sprachlichen Defiziten. Im Landkreis gibt es 26 solche Kurse, in denen 269 Kinder gefördert werden.
  • Deutschförderklassen gibt es an der Pfarrer-Kneipp-Grundschule in Bad Wörishofen und an der Grundschule Mindelheim. Hier werden Schüler mit Migrationshintergrund nur in wenigen Fächern getrennt von ihren Klassenkammeraden unterrichtet. Insgesamt 50 Schüler besuchen im Unterallgäu diese Klassen.
  • Übergangsklassen sind jahrgangsgemischte Klassen für Schüler ohne oder mit sehr geringen Deutschkenntnissen. Es gibt zwei solche Klassen in Bad Wörishofen an der Pfarrer-Kneipp-Grundschule mit 17 Schülern und an der Pfarrer-Kneipp-Mittelschule mit 15 Schülern.
  • Deutschförderkurse ergänzen den regulären Unterricht.  An Unterallgäuer Grundschulen gibt es 35 solche Kurse für 295 Schüler. An den Mittelschulen gibt es 18 Kurse für 154 Schüler.
  • Berufsintegrationsklassen: Im Landkreis Unterallgäu gibt es 17 solche Klassen für berufsschulpflichtige Jugendliche mit Migrationshintergrund. Im ersten Jahr geht es vor allem um den Spracherwerb und die Allgemeinbildung. Im zweiten Jahr werden die jungen Menschen auf das Berufsleben vorbereitet zum Beispiel mit Bewerbungstraining. Die Staatliche Berufsschule bietet diese Klassen in Zusammenarbeit mit Kolping und dem Beruflichen Fortbildungszentrum (bfz) an.
Inhalt zuletzt aktualisiert am: 15.10.2024