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Fachkräftemangel - Flüchtlinge als Teil der Lösung

Fachkräftemangel - Flüchtlinge als Teil der Lösung

Von: Pressestelle

Über „Geflüchtete in Ausbildung“ diskutierte Landrat Hans-Joachim Weirather (links) kürzlich mit (von links) Martina Wirth (HWK), Abdulshukoor Saboori (Auszubildender am Landratsamt Unterallgäu), Gottfried Voigt (KH), Manfred Salger (Bäckerei Fäßler), Markus Anselment (IHK), Rashid Muhammad (Auszubildender bei der Bäckerei Fäßler), Tobias Ritschel (Ausländeramt am Landratsamt Unterallgäu), Hilde Klein (Unterstützerkreis Bad Wörishofen), Josefine Steiger (IHK), Arouna Konate (Auszubildender bei Radsport Trübenbacher), Sven Meyer-Huppmann (staatliche Berufsschule Mindelheim) und Josef Trübenbacher (Radsport Trübenbacher). Foto: Eva Büchele/Landratsamt Unterallgäu

Viele Lehrstellen sind noch unbesetzt, der Fachkräftemangel ist in aller Munde - welche Rolle spielt hier die qualifizierte Ausbildung von Flüchtlingen?

Bis Arouna Konate von Mali nach Deutschland kam, hatte er noch nie eine Schule besucht. Inzwischen hat er einen qualifizierenden Hauptschulabschluss und absolviert eine Ausbildung als Fahrradmonteur bei Radsport Trübenbacher in Bad Wörishofen. Sein Chef Josef Trübenbacher ist äußerst zufrieden mit ihm. Manfred Salger, Inhaber der Bäckerei Fäßler in Mindelheim, weiß: Junge Leute für das Bäckerhandwerk zu begeistern, ist heutzutage schwer. Doch Auszubildender Rashid Muhammad aus Pakistan ist mit Feuereifer bei der Sache.

Um „Geflüchtete in Ausbildung“ ging es bei einer Diskussionsrunde im Landratsamt Unterallgäu, an der Vertreter aus Betrieben, Auszubildende und Verantwortliche des Ausländeramts, der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer für Schwaben (HWK), der Kreishandwerkerschaft (KH) und der Staatlichen Berufsschule Mindelheim teilnahmen.

Landrat Hans-Joachim Weirather machte klar: „Dieses Thema ist mir ein großes Anliegen. Bei oft zynischen Debatten auf Bundes- und Landesebene wird vergessen: Es handelt sich hier um Menschen, die es verdient haben, im Sinne der Menschlichkeit behandelt zu werden.“ Deutlich wurde: Insbesondere die Unsicherheit, ob ein Flüchtling bleiben darf oder nicht, ist sowohl für den Betroffenen als auch den Ausbildungsbetrieb eine Belastung. Die Wirtschaftsvertreter forderten mehr Planungssicherheit für die Unternehmen. Die Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde am Landratsamt Unterallgäu funktioniere aber sehr gut, lobten die Vertreter der Betriebe, der IHK und Handwerkerschaft.

Die Erlaubnis, eine Ausbildung zu beginnen, erteilt das Ausländeramt am Landratsamt. In Einzelfällen entscheidet darüber auch die Zentrale Ausländerbehörde in Augsburg. Tobias Ritschel, Leiter des Ausländeramts am Landratsamt Unterallgäu, erläuterte zunächst, welche Faktoren für eine Beschäftigungserlaubnis ausschlaggebend sind: Eine Rolle spielen die Chance, ob der Flüchtling anerkannt wird, seine Sprachkenntnisse und sein Verhalten im Asylverfahren. Außerdem muss der Betroffene bei seiner Identitätsklärung mitwirken.

Sven Meyer-Huppmann, stellvertretender Leiter der staatlichen Berufsschule, informierte, wie Flüchtlinge in Berufsintegrationsklassen zwei Jahre auf die Ausbildung vorbereitet werden. Seit dem Schuljahr 2013/14 haben rund 200 Asylbewerber diese Klassen erfolgreich absolviert.

Manche Schüler müssen zunächst Lesen und Schreiben lernen, vor sie die Berufsintegrationsklasse besuchen können. Deshalb gibt es ab nächstem Schuljahr auch eine Alphabetisierungsklasse.

Die IHK und die Handwerkskammer Schwaben (HWK) beraten Betriebe, die Flüchtlinge ausbilden. Momentan werden im Landkreis Unterallgäu 65 Flüchtlinge in IHK-Berufen ausgebildet. Im Handwerk sind es 27. Das berichteten Josefine Steiger, Leiterin der Fachabteilung Ausbildung bei der IHK Schwaben, und Martina Wirth, Willkommenslotsin bei der HWK.  In ganz Schwaben begannen seit 2015 insgesamt 1020 Geflüchtete eine Ausbildung in IHK-Berufen. In Handwerksberufen waren es schwabenweit 569. „Seit 2013 verdoppeln sich jedes Jahr die Vertragsabschlüsse mit Flüchtlingen“, beschrieb Wirth die Tendenz im Handwerk. Deutlich wurde: Eine Herausforderung für die Geflüchteten sind schriftliche Prüfungen in deutscher Sprache.

Die Geflüchteten selbst betonten, wie wichtig der Ausbildungsplatz für sie ist. „Ich liebe meinen Beruf und gehe sehr gerne in die Arbeit“, sagte Rashid Muhammad aus Pakistan. Arouna Konate aus Mali betonte, es sei ihm wichtig, sein eigenes Geld zu verdienen. Beide berichteten außerdem, dank der Arbeit haben sie Anschluss gefunden und Freundschaften geschlossen.

Abdulshukoor Saboori aus Afghanistan, der am Landratsamt Unterallgäu eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolviert, betonte: „Ich habe im Unterallgäu viel Hilfe erfahren. Durch meine Arbeit möchte ich etwas zurückgeben.“

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 10.10.2024