Ob beim Bauen, Wohnen und Sanieren, beim Naturschutz oder Öffentlichen Personennahverkehr, bei der Abfallwirtschaft oder bei der Bildung: Der Landkreis Unterallgäu setzt an vielen Stellen an, um den Klimaschutz voranzubringen. Das wurde deutlich, als Klimaschutzmanagerin Sandra ten Bulte im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz einen Überblick über die verschiedenen Maßnahmen gab. Dabei stellte sie nicht nur vor, was die Fachstelle für Klimaschutz am Landratsamt im vergangenen Jahr unternommen hat, sondern auch, welche Projekte mit Klimaschutzbezug die übrige Kreisverwaltung realisiert hat.
- Um den Nachwuchs zu sensibilisieren, setzt die Fachstelle für Klimaschutz zusammen mit mehreren Partnern verschiedene Bildungsprojekte um. Zum Beispiel begleitet sie zusammen mit dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) die Mindelheimer Berufsschule und deren Außenstellen in Memmingen und Bad Wörishofen auf dem Weg zur „Klimaschule“. 2021 ist eine CO2-Bilanz erstellt worden. Anschließend wurde ein Klimaschutzplan mit konkreten Maßnahmen erarbeitet. Ziel ist es, die Emissionen zu senken und die Auszeichnung „Klimaschule“ zu erhalten. Mit dem Umweltbildungsangebot „Prima Klima Kids“, das der Bund Naturschutz umsetzt, wurden 2021 rund 700 Kinder erreicht. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde außerdem ein Outdoor-Konzept mit Rätselheft und Ausstellung für draußen entwickelt. Auch das Planspiel Energiespardorf und der Wettbewerb „Bewegter Wandertag“ fanden wieder statt - pandemiebedingt allerdings in reduzierter Form. Alle Bildungsangebote soll es auch 2022 wieder geben.
- Fortgesetzt worden ist auch die Solaroffensive, eine Kampagne, in die immer wieder neue Bausteine integriert werden. Im vergangenen Jahr fanden Online-Infoabende statt - unter anderem zum Thema Photovoltaik in der Landwirtschaft. Neu ist zu diesem Thema auch das Pilotprojekt „Agri-PV“, bei dem es darum geht, wie PV-Anlagen und landwirtschaftliche Nutzung kombiniert werden können. Geplant ist heuer zudem ein Info- und Beratungspaket für Kommunen zu PV-Anlagen auf kommunalen Gebäuden. Das sogenannte Solarpotenzialkataster, in dem man nachschauen kann, ob sich ein Hausdach für eine PV-Anlage eignet, soll weiterbetrieben werden.
- 2021 gestartet ist die Unterallgäuer Wärmeoffensive. Als erster Baustein fanden Online-Infotage zum Bauen und Sanieren mit einem umfangreichen Vortragsprogramm vom Heizen, Dämmen und Lüften bis hin zu Rechtlichem statt. Darüber hinaus gab es kostenlose Energie-Checks für Bürger, die schnell ausgebucht waren. Deshalb soll es bald weitere Angebote geben. So soll heuer die mehrjährige Sanierungsberatungsaktion „Check Dein Haus“ starten. Vorgesehen ist, dass die Beratungen im Frühjahr und Sommer im östlichen Landkreis - in Tussenhausen, Markt Wald, der Verwaltungsgemeinschaft Türkheim, Ettringen und Bad Wörishofen - beginnen und in den Folgejahren in weiteren Landkreisteilen fortgesetzt werden. Darüber hinaus sollen heuer auch die Gemeinden rund ums Thema Wärme informiert werden.
- Außerdem fanden im vergangenen Jahr verschiedene weitere Projekte und Aktivitäten statt: Im Rahmen der Aktion „Mehr Bäume für den Klimaschutz“ haben 48 Gemeinden 154 Bäume gepflanzt. Bei einem Fotowettbewerb zum Thema Klimaschutz sendeten 44 Teilnehmer 89 gültige Fotos ein.
- Darüber hinaus hat die Klimaschutzstelle zusammen mit verschiedenen anderen Sachgebieten im Landratsamt wieder einen umfassenden Arbeitsplan mit geplanten Klimaschutzmaßnahmen für 2022 und die Folgejahre erstellt beziehungsweise den Plan von 2021 aktualisiert. Stetige Maßnahmen anderer Sachgebiete der Kreisverwaltung, diezum Klimaschutz beitragen, sind zum Beispiel die Verbesserung des ÖPNV mit geplanter Regio-S-Bahn und Flexibus, der Schutz und die Renaturierung von Mooren, die energetische Sanierung von Landkreisbauten sowie die Errichtung von PV-Anlagen auf diesen sowie die Abfallberatung für Gewerbe und private Haushalte.
Den aktuellen Stand bei Energiewende und Klimaschutz im Unterallgäu zeigen Daten aus dem Energie-Atlas Bayern. Laut Sandra ten Bulte nimmt der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch demnach weiter zu und lag 2019 - das sind die aktuellsten Zahlen aus dem Energie-Atlas - bei 74 Prozent. Bei der Wärmenutzung kann der Kreis nach ihren Worten noch deutlich besser werden. Hier beträgt der Anteil erneuerbarer Energien erst 20 Prozent. Neben der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien sei auch die Energieeinsparung und die Steigerung der Energieeffizienz sehr wichtig, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Hier soll die Wärmeoffensive Erfolge bringen.