Welchen Einfluss haben das Bevölkerungswachstum im Unterallgäu und die Aufgabenmehrung durch neue Gesetze auf die Größe der Kreisverwaltung? Wie wirken sich die wirtschaftliche Entwicklung, die Digitalisierung und die Zunahme von Teilzeitmodellen auf die Zahl der Beschäftigten aus? Das hat der Bayerische Kommunale Prüfungsverband (BKPV) im Auftrag des Landkreises untersucht. Das Ergebnis: Die Verwaltung muss sich in den kommenden 20 Jahren auf ein deutliches Plus an Mitarbeitern einstellen und prüft nun, wie sie den Raumbedarf decken kann.
Die Raumbedarfsprognose des BKPV wurde jetzt dem Kreisausschuss des Unterallgäuer Kreistags vorgestellt. Über die Berechnungen informierten Dr. Maria Bachmaier, Abteilungsleiterin am Landratsamt, und Reinhard Kindig vom BKPV. Aktuell stehen den 531 Büro-Beschäftigten des Landratsamts, des Schulamts, des Kreisjugendrings, der Erziehungsberatungsstelle Mindelheim und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 508 Büroarbeitsplätze zur Verfügung. Die Arbeitsplätze verteilen sich auf neun eigene und angemietete Gebäude in Mindelheim und Memmingen.
Der BKPV errechnete, dass sich die Zahl der Büro-Beschäftigten aller genannter Stellen bis zum Jahr 2042 auf 850 erhöht und für diese Mitarbeiter - berücksichtigt man Homeoffice und Digitalisierung - 708 Büroarbeitsplätze benötigt werden. Zieht man die neuen Arbeitsplätze ab, die aktuell durch die Aufstockung des Landratsamts entstehen, heißt das, dass in den kommenden 20 Jahren 156 neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, wenn alle Außenstellen beibehalten werden.
„Bei diesen Zahlen haut es einen vom Hocker“, sagte Landrat Alex Eder, dem eigentlich eine schlankere Verwaltung lieber wäre. Auf die Verwaltung komme einiges zu und man müsse sich schon jetzt Gedanken machen, ob der Landkreis dann weitere Außenstellen anmieten oder vielleicht sogar einen Erweiterungsbau errichten wolle.
Der BKPV sieht die aktuelle Verteilung von Organisationseinheiten auf mehrere Außenstellen innerhalb Mindelheims kritisch. Denn dies bedeute einen organisatorischen und finanziellen Mehraufwand sowie zusätzliche Wege für die Bürger. Außerdem erschweren Außenstellen laut BKPV die Personalführung, wenn Abteilungen und Sachgebiete geteilt werden. Deshalb empfiehlt der Verband, die Sachgebiete des Landratsamts an einem oder zwei Standorten zusammenzuführen. Würde man dieser Empfehlung folgen und die Außenstellen bis auf die aktuell größte des Kreisjugendamts am Champagnatplatz auflösen, müsste man am Hauptstandort des Landratsamts insgesamt 88 neue Arbeitsplätze schaffen.
Die Verwaltung prüft nun, welche Möglichkeiten es hierzu gibt. In Frage kommt zum einen ein Erweiterungsbau am Hauptstandort in der Bad Wörishofer Straße 33, der je nach Bedarf zeitlich gestreckt in mehreren Bauabschnitten realisiert und in den die Außenstellen sukzessive zurückgeholt werden könnten. Als Alternative wird eine Erweiterung des benachbarten Landwirtschaftsgebäudes in der Hallstattstraße 1 untersucht. Hier könnten allerdings weniger Arbeitsplätze geschaffen werden als in einem Erweiterungsbau.
Der Kreisausschuss hatte im Juli vergangenen Jahres beschlossen, dass ein Gesamtkonzept zur künftigen Unterbringung der Mitarbeiter, zur Entwicklung der Gebäude und zu den Auswirkungen von Digitalisierung und Homeoffice auf den Raumbedarf erstellt werden soll. Berücksichtigt wurde dabei nicht nur der Bedarf der Kreisverwaltung, sondern auch von Einrichtungen, für deren Unterbringung der Landkreis zuständig ist.