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Heimatpflege muss "rechtzeitig den Finger heben"

Heimatpflege muss "rechtzeitig den Finger heben"

Von: Pressestelle

Die Referenten (von links): der Ostallgäuer Kreisbaumeister Anton Hohenadl, Landrat Hans-Joachim Weirather, der Lindauer Kreisheimatpfleger Eugen Baumann und Andreas Nestl von der Generaldirektion der Staatlichen Archive. Foto: Vögele/Landratsamt

Hier ein Türmchen, da ein Erkerchen, hier ein Walmdach, dort ein Flachdach. Passen diese Türmchen und Erkerchen und die derzeit so beliebten Walmdächer in unsere ländliche Region? Passen sie zu unserer Allgäuer Heimat? Wie eng Heimatpflege und Baukultur miteinander verknüpft sind und wie wichtig es ist, genau hinzusehen und nicht „abzustumpfen“, machte der Ostallgäuer Kreisbaumeister Anton Hohenadl beim diesjährigen Treffen der Archivare und Chronisten der Unterallgäuer Gemeinden deutlich. Landrat Hans-Joachim Weirather lud die Ehrenamtlichen heuer zu einem „Blick über den Tellerrand“ ein. Neben dem Thema Baukultur ging es so auch um die Kreisheimatpflege im Landkreis Lindau. Ein weiteres Thema war die Übernahme von privatem Archivgut ins Gemeindearchiv.

Anhand vieler anschaulicher Beispiele aus dem Ostallgäu regte Hohenadl die über 50 Anwesenden dazu an, sich intensiv damit auseinanderzusetzen, welche Bauformen „typisch“ sind für das Unterallgäu. Im Ostallgäu seien beispielsweise landwirtschaftliche Anwesen traditionell nach Osten ausgerichtet, die Westseite (also die Wetterseite) sei ganz eindeutig als Rückseite der Gebäude zu erkennen. Wer sich mit solchen Dingen auseinandersetze und darüber nachdenke, wie diese auf moderne Bauformen übertragen werden könnten, könne austauschbare Neubaugebiete vermeiden. Der langjährige Kreisbaumeister sprach sich dabei auch für einen „ganzheitlichen Ansatz“ aus: „Was wir heute bauen, hinterlassen wir anderen. Wir haben es in der Hand, unseren Nachkommen eine besondere Qualität des Bauens zu hinterlassen - oder eben nicht.“

Ins gleiche Horn stieß auch Eugen Baumann, Kreisheimatpfleger des Landkreises Lindau: „Es ist unsere Aufgabe und Verpflichtung als Heimatpfleger, rechtzeitig den Finger zu heben. Wir machen unser Kapital kaputt, wenn wir nicht darauf achten, unsere Identität zu erhalten.“ In diesem Zusammenhang stellte er es als äußerst positiv heraus, dass der Landkreis Unterallgäu etwa den denkmalpflegerischen Mehraufwand bei Baumaßnahmen anteilig fördert. Dies fordere er seit Jahren für den Landkreis Lindau. Baumann gab den Unterallgäuer Archivaren und Chronisten einen Einblick in die Kreisheimatpflege im Landkreis Lindau.

Ob es nun alte Fotos sind oder alte Schriftstücke: Was man wissen sollte, wenn private Sammlungen dem Gemeindearchiv angeboten werden, darüber referierte Andreas Nestl von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns. Zunächst einmal sei es wichtig, sich genau zu überlegen, ob die Stücke „von öffentlichem Interesse“ für den Ort seien. Nestl machte die Archivpfleger darauf aufmerksam, dass zudem die Eigentumsverhältnisse ebenso geklärt werden müssten wie Urheberrechte. Schließlich riet der Archivexperte dringend zum Abschluss eines schriftlichen Vertrags. Hier gebe es mehrere Möglichkeiten - vom Schenkungs- über den Kauf- bis hin zum so genannten Archivierungsvertrag. Sie alle haben gemeinsam, dass darin etwa genau festgelegt wird, was mit der Sammlung geschieht und wie sie von der Gemeinde genutzt werden darf. Die Generaldirektion arbeite derzeit an Muster-Verträgen, so Nestl. Er bot den Archivpflegern an, bei Fragen weiterzuhelfen.

Info: Wissenswertes über die Heimat- und Archivpflege im Unterallgäu findet man im Internet unter <link http: www.unterallgaeu.de heimatpflege>www.unterallgaeu.de/heimatpflege  

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 10.10.2024