Fledermäuse waren lange Inhalt schauriger Märchen und Sagen. Sogar mit dem Teufel galten sie als verwandt. Inzwischen hat sich dieses Bild gewandelt. „Heute weiß man, wie nützlich Fledermäuse sind“, sagt Fabienne Finkenzeller, Biodiversitätsberaterin der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. Allerdings sind die Tiere gefährdet. „Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen. Egal ob Waldbesitzer, Gemeinde, Landwirt oder Privatperson mit eigenem Garten - jeder kann etwas tun.“
Fledermäuse seien faszinierende Lebewesen, sagt die Biodiversitätsberaterin. „Sie fliegen mit den Händen, sehen mit den Ohren und schlafen mit dem Kopf nach unten - und sie sind die einzigen Säugetiere, die sich in die Lüfte schwingen können!“ Durch die Echo-Ortung hätten Fledermäuse eine erstaunliche Hörleistung, durch die sie nachts zielgenau ihre Beute fangen können. „Um der Nahrungskonkurrenz durch die tagaktiven Vögel zu entgehen, haben sie für sich die Nacht zum Tage gemacht.“
Durch den Verlust von Quartieren und einem verringerten Nahrungsangebot werde den kleinen Flugakrobaten das Leben allerdings schwergemacht. „Sie benötigen eine vielfältige und strukturreiche Landschaft mit Blumenwiesen, Hecken, Wäldern und Gewässern - hier jagen Fledermäuse besonders gerne Insekten.“
An dieser Stelle können zum Beispiel Landwirte ansetzen und Hecken pflanzen. „Hecken helfen den Fledermäusen in doppelter Hinsicht: Sie bilden eine Flugstraße, an der sich die Fledermäuse orientieren können und sind zudem Brücken in der freien Landschaft, die Waldgebiete und somit wichtige Lebensräume miteinander verbinden.“ Entlang dieser linienförmigen Strukturen könnten die Tiere jagen und auch vor Feinden Schutz suchen. Für Landwirte bieten sich der Biodiversitätsberaterin zufolge ertragsschwächere Flächen besonders für Naturschutzmaßnahmen an. Damit könnten sie beispielsweise Baumaßnahmen ausgleichen.
Waldbesitzer sollten auf einen reichstrukturierten Aufbau des Waldes achten, um die Jagdbiotope und Nahrungsgrundlagen für Fledermäuse zu verbessern. „Viele Arten verstecken sich tagsüber in Baumhöhlen, hohlen Baumstämmen oder unter der Rinde toter Bäume. Diese sollten daher unbedingt erhalten werden“, erklärt Finkenzeller. Für den Erhalt dieser Strukturen können Waldbesitzer eine Förderung aus dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald beantragen. Mit dem Programm werde unter anderem der Erhalt von Biotopbäumen oder das Belassen von Totholz in Kommunal- und Privatwäldern gefördert, erklärt die Expertin. Der Einsatz für die Tiere lohne sich: „Fledermäuse tragen durch ihr Fressverhalten auch direkt zur biologischen Schädlingsbekämpfung im Wald bei - zum Beispiel zur Bekämpfung des Eichenwicklers. Das ist ein Gewinn für jeden Waldbesitzer und Waldbewirtschafter.“
Den Gemeinden empfiehlt Finkenzeller, auf innerörtlichen Freiflächen Streuobst- oder Blumenwiesen anzulegen. „Hier profitieren nicht nur Fledermäuse und Vögel, sondern auch das Ortsbild.“ Streuobstwiesen seien ein weiterer wichtiger Lebensraum für die Tiere, denn sie zählen zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Landschaft und bieten ein attraktives Nahrungsangebot. Die Insektendichte könne in den Sommermonaten sogar höher sein als in Waldgebieten. „Stehen diese Streuobstbäume dann noch auf einer bunten und artenreichen Blumenwiese, haben die Fledermäuse einen reich gedeckten Tisch.“ Von besonderer Bedeutung für baumbewohnende Fledermausarten sind laut Finkenzeller Baumhöhlen in alten Obstbäumen. „Sie ergänzen das Quartierangebot, wenn die umliegenden bewirtschafteten Wälder eine zu geringe Höhlendichte aufweisen.“ Mit diesen Maßnahmen oder auch Wildgehölzecken könnten Gemeinden gezielt ihre Ausgleichs- und Ökokontoflächen aufwerten.
Auch in Privatgärten freuen sich Fledermäuse über Streuobstbäume, Hecken, Totholz und Teiche, sagt die Expertin. „Ein strukturreicher Garten wird viele tierische Besucher anlocken.“
Info: Wer sich beraten lassen möchte - gerne vor Ort - kann sich bei Fabienne Finkenzeller melden unter Telefon (08261) 995-671.