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Jahresrückblick von Landrat Hans-Joachim Weirather

Jahresrückblick von Landrat Hans-Joachim Weirather

„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie heute schon zu gestalten“ - dies hat der frühere Bundeskanzler Willy Brandt einmal gesagt. Immer wieder aufs Neue versuche ich gemeinsam mit den Mitgliedern des Unterallgäuer Kreistags, die Zukunft unseres Landkreises zu gestalten - sie so zu gestalten, dass das Unterallgäu auch weiterhin äußerst lebenswert ist und dass unsere Firmen weiterhin optimale Standortfaktoren vorfinden. Um dieses Ziel zu verwirklichen und solide Grundsteine für die Zukunft zu legen, haben wir im zu Ende gehenden Jahr nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld investiert.

Knapp 16,3 Millionen Euro waren im diesjährigen Kreishaushalt für Investitionen vorgesehen - über die Hälfte, nämlich rund 8,2 Millionen Euro, flossen im zu Ende gehenden Jahr allein aus Landkreismitteln in Ausbau und Sanierung sowie die Ausstattung unserer Schulen. Diese Summe ist im Rückblick auf die vergangenen Jahre wirklich einmalig. Rechnet man sämtliche Förderungen und die Aufwendungen aller Kostenträger hinzu, so wurden 2010 insgesamt rund 17,5 Millionen Euro in unsere Schulen investiert - 17,5 Millionen Euro, die wir in die Zukunft unseres Landkreises, in unsere Kinder investiert haben. Denn: Auch wenn wir als Landkreis keinen direkten Einfluss auf das Bildungssystem haben, das immer neue und immer größere Anforderungen an unsere Kinder stellt, so können wir doch die richtigen Rahmenbedingungen für eine gute Schulbildung schaffen - und dazu gehören unter anderem auch zeitgemäße Schulgebäude, bei denen man nicht schon beim Öffnen der Eingangstür am liebsten wieder kehrt machen würde.

So erweitert der Landkreis derzeit in enger Zusammenarbeit mit den Schulverbänden von Gymnasium und Realschule sowie der Mittelschule das Schulzentrum in Ottobeuren für insgesamt rund 8,6 Millionen Euro. Anfang 2011 soll der Anbau im zukunftsfähigen Passivhausstandard fertig sein. Im Anbau erhält nicht nur die Mittelschule unter anderem eine eigene Aula. Vorgesehen sind auch 15 neue Klassenzimmer für Realschule und Gymnasium. Da hoffe ich doch, dass unsere ersten Ottobeurer Abiturienten bei den Prüfungen in den neuen Räumlichkeiten zur Bestform auflaufen…

Auch in Babenhausen wird seit April mit Hochdruck am Schulzentrum gearbeitet - und so haben wir Anfang Dezember den ersten fertigen Bauabschnitt offiziell den Schülern übergeben. Diese haben sich sehr über ihre neuen, modernen Unterrichtsräume gefreut. Insgesamt rund 8,9 Millionen Euro werden in Babenhausen in die Erweiterung von Mittel- und Realschule investiert.

Aber damit noch nicht genug: Mit Hilfe von Mitteln aus dem Konjunkturpaket II haben wir in diesem Jahr auch das Sonderpädagogische Förderzentrum in Mindelheim und den Erweiterungsbau der Außenstelle Memmingen unserer Berufsschule energetisch saniert. Zudem können wir im kommenden Jahr die Generalsanierung der Berufsschule Mindelheim abschließen. So sind wir dabei, an vielen Stellen im Landkreis gute Lernbedingungen zu schaffen - und haben in den nächsten Jahren noch vieles zu tun.

Helle, freundliche Klassenzimmer und ein angenehmes Raumklima sind das eine. Wichtig ist es aber auch, nach einem anstrengenden Schultag nicht noch stundenlang auf den nächsten Bus nach Hause warten zu müssen. Hier hat das Gutachten, das wir gemeinsam mit der Stadt Memmingen im Jahr 2009 in Auftrag gegeben haben, in diesem Jahr bereits so manche Verbesserungen gebracht: So ist es uns zusammen mit den Busunternehmen und Schulen gelungen, unseren Schülern insgesamt rund 80.000 Stunden Wartezeit einzusparen. 80.000 Stunden, in denen jetzt wieder Zeit für Hobbys und Freunde ist.

Zu den großen Investitionen im Jahr 2010 gehören neben unseren Schulerweiterungen auch die Beseitigung des Bahnübergangs bei Sontheim für insgesamt rund 2,48 Millionen Euro und der Neubau der Illerbrücke. Rund 3,4 Millionen Euro kostet diese zukunftsfähige Verkehrsverbindung zwischen Lautrach und Illerbeuren. Nach dem Spatenstich im November 2009 liegen die Arbeiten hier sehr gut im Zeitplan und so wird die neue Illerbrücke im Frühjahr 2011 befahrbar sein. Endlich können wir dann in der Folge die alte und wie Sie alle wissen inzwischen nur noch beschränkt befahrbare Illerbrücke abreißen.

Das Jahr 2010 war also ein Jahr der großen Investitionen. Diese konnten wir uns auch leisten - obwohl wir mit 45 Prozentpunkten die zweitniedrigste Kreisumlage in Schwaben hatten. Im kommenden Jahr werden wir den Gürtel jedoch deutlich enger schnallen müssen: Die Finanzkrise des Jahres 2009 wirkt sich zeitlich versetzt auf den Kreishaushalt aus. Dies liegt daran, dass für die Berechnung der Kreisumlage 2011 (der wichtigsten Einnahmequelle des Landkreises) die Steuerkraft der Städte, Märkte und Gemeinden im Krisenjahr 2009 ausschlaggebend ist. Und diese Steuerkraft hängt wiederum entscheidend von den Gewerbesteuereinnahmen der Kommunen in diesem Jahr ab. Aber nicht nur die Finanzkrise grenzt unseren finanziellen Spielraum im kommenden Jahr zeitverzögert etwas ein. Hinzu kommt, dass der Bezirk beabsichtigt, die Bezirksumlage um 2,5 auf 22,4 Prozentpunkte zu erhöhen. Die kommenden Beratungen über den Kreishaushalt werden zeigen, wie wir diese Herausforderungen meistern können.

Rückblickend auf das zu Ende gehende Jahr freue ich mich jedenfalls sehr darüber, dass unsere heimische Wirtschaft die weltweite Finanzkrise so gut überstanden hat. Dies hat einmal mehr bewiesen, dass wir im Unterallgäu äußerst gesunde Betriebe haben, die sich ihrer hohen Verantwortung für ihre Mitarbeiter sehr bewusst sind. So ist es auch möglich, dass der Landkreis Unterallgäu im Jahr 2010 wieder durchweg einen Spitzenplatz in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit eingenommen hat: Mit einer Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent Ende November kommen wir der Vollbeschäftigung sehr, sehr nahe.

Grund zum Feiern gab es in diesem Jahr in unseren Kreiskliniken: Schließlich rettet seit Februar unser neuer, hochmoderner Herzkatheter-Messplatz in Mindelheim viele Leben; seit Ende September kommt eine topmoderne Zentralsterilisation in der Kreisklinik Ottobeuren unseren Patienten zugute. Bei aller Freude musste der Verwaltungsrat der Kreiskliniken aber auch wieder einige schwierige Beschlüsse fassen. So hat sich das Gremium seine Entscheidungen über den Verkauf des medizinischen Versorgungszentrums in Babenhausen sicherlich alles andere als leicht gemacht.

Doch zurück zu den positiven Ereignissen im Jahr 2010: Mit unserer neuen, einheitlichen Radweg-Beschilderung sind wir in dem Bestreben, den Landkreis Unterallgäu als Radregion zu etablieren, ein entscheidendes Stück vorangekommen. Rund 4000 übersichtliche Wegweiser laden nun sowohl Einheimische als auch Gäste zur Entdeckungsreise in unseren Landkreis ein.

Auf Herz und Nieren getestet wurden die Strecken gleich beim traditionellen Unterallgäuer Radlertag an Mariä Himmelfahrt: Daran haben in diesem Jahr rund 700 Kinder, Frauen und Männer teilgenommen - die jüngste Radlerin war erst sechs, der älteste Teilnehmer 89 Jahre alt. Ich hoffe, sie alle und noch viele mehr bei der Jubiläumsveranstaltung im kommenden Jahr begrüßen zu können, wenn wir den 25. Radlertag feiern.

Vielleicht radelt der eine oder andere dann gleich auf einem unserer neuen Radwege nach Baumgärtle - zum Beispiel über unseren neuen interkommunalen Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen Kellmünz und Babenhausen, der die Landkreise Neu-Ulm und Unterallgäu miteinander verbindet, über unseren neuen Radweg zwischen Dietershofen und Märxle oder über unseren wunderbaren Günztal-Bahnradweg zwischen Ottobeuren und Westerheim, der im vergangenen Jahr von vielen, vielen Radlern schon bestens „eingefahren“ wurde.

So wichtig unsere Schulerweiterungen, der Neubau der Illerbrücke, die Einweihung unseres Herzkatheter-Messplatzes oder unsere neue Radwegebeschilderung mir auch sind: Sie können nur exemplarisch für die vielen Grundsteine stehen, die wir im vergangenen Jahr für die Zukunft unseres Landkreises Unterallgäu gelegt haben. Lassen Sie uns im kommenden Jahr noch viele weitere Grundsteine legen, um unsere Zukunft zu gestalten!

 

Ihr Landrat

Hans-Joachim Weirather

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 05.11.2024