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"Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel"

"Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel"

Von: sdo

Ob Verbraucher oder Landwirt: Viele Informationen und fundiertes Hintergrundwissen rund um die Grüne Gentechnik haben am Dienstagabend über 300 Besucher der Podiumsdiskussion in der Hawanger Festhalle erhalten. Tierarzt Dr. Christoph Then, Lebensmittelkaufmann Georg Sedlmaier und die beiden Bäuerinnen Elisabeth Koch und Elisabeth Waizenegger beleuchteten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Als Ansprechpartner vor Ort war auch Dr. Reinhard Zeitler vom bayerischen Umweltministerium. Die Zuhörer nutzten die Gelegenheit, viele Fragen zu stellen. Moderiert wurde der Abend von Landrat Hans-Joachim Weirather.

Welche Einflussmöglichkeiten und welche Macht jeder einzelne Verbraucher habe, stellte Lebensmittelkaufmann Sedlmaier dar. „Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel“, betonte er - und sprach dabei aus Erfahrung: Mehrere Jahrzehnte war Sedlmaier in führenden Positionen verschiedener Lebensmittelketten tätig. Er appellierte an alle Verbraucher, in die Geschäfte zu gehen und dort gezielt immer und immer wieder gentechnikfreie Produkte nachzufragen. „Sie dürfen das, Sie sind Kunde“, so der Lebensmittelkaufmann aus Kempten, der vor 13 Jahren die „Interessensgemeinschaft FÜR gesunde Lebensmittel“ gegründet hat. Er forderte alle zu einem sorgsamen und kritischen Umgang mit neuen Lebensmitteltechnologien auf.

Tierarzt Dr. Christoph Then aus München gab einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die bisher absehbaren Folgen des Einsatzes von Agro-Gentechnik. Er gründete mit dem Verein „Testbiotech“ eine unabhängige Expertengruppe, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt. So stellte Then unter anderem Erfahrungen aus Amerika dar, wo seit etwa zehn Jahren gentechnisch veränderter Mais angebaut werde. Dessen Gene seien zunächst so verändert worden, dass die Pflanze beispielsweise Insektengifte gegen den „Maiszünsler“ produziert. Allerdings habe sich herausgestellt, dass sich nun ein neuer Schädling ausbreite, der zuvor keine Chance gehabt habe. Die Folge: Inzwischen gebe es einen gentechnisch veränderten Mais, der sechs verschiedene Insektengifte produziere. Als „Wettrüsten“ bezeichnete Then dies. Gleiches gelte für Herbizide: Mussten anfangs tatsächlich weniger Spritzmittel eingesetzt werden, so sei der Einsatz nun massiv gestiegen, weil die Unkräuter dagegen resistent geworden seien. „Aus Sicht von Verbrauchern und Landwirtschaft handelt es sich bei der Grünen Gentechnik um keine verlässliche und nachhaltige Technologie“, so Then.

Landwirtin Elisabeth Koch aus Kimratshofen stellte den Weg des Landkreises Oberallgäu zur gentechnikfreien Region vor. Sicherlich sei dieser im Oberallgäu ohne Ackerbau einfacher gewesen als im Unterallgäu mit seiner vielfältigen Struktur. „Aber auch hier kann es gelingen, wenn alle zusammenhalten“, so Koch. Sie betonte, dass auch Landwirte durch Nachfrage ein Angebot schaffen könnten: So lieferten zum Beispiel auf Wunsch inzwischen die meisten Futtermittelhändler garantiert gentechnikfreie Produkte. Ihre Berufskollegin Elisabeth Waizenegger aus Legau stellte ebenfalls heraus, dass auch Landwirte Verbraucher seien. „Jeder hat die Wahl etwas nicht zu kaufen, jeder kann gezielt nachfragen“, so Waizenegger: „Jeder kann Politik mit seinem Einkaufskorb machen.“

Beide Bäuerinnen wünschten sich, dass sich der Landkreis Unterallgäu als gentechnikfreie Region positioniert. Landrat Weirather betonte, dass er sich dies gut vorstellen könne. Auch BBV-Kreisobmann Gerhard Miller und BDM-Kreisvorsitzender Manfred Gromer gaben in ihren Schlussworten ein klares Bekenntnis zur Gentechnikfreiheit, aber auch zum Miteinander aller Landwirte ab. Dies hatte auch die Podiumsdiskussion zum Ausdruck gebracht: Gemeinsam traten hier neben dem Landkreis und den Unterallgäuer Imkern die Kreisverbände von BBV, BDM, Fairer Milch und Bioland als Veranstalter auf.

 

Weitere Informationen über die Podiumsdiskussion finden Sie <link _blank>hier.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 04.11.2024