Einen gewaltigen Anstieg der Kosten im Bereich der Jugendhilfe hatte der Landkreis Unterallgäu in den vergangenen zehn Jahren zu schultern: Wie Jugendamtsleiter Otto Gaschler im Rahmen der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses (19. Juli) unter der Leitung von Landrats-Stellvertreter Werner Birkle verdeutlichte, stieg der Nettoaufwand seit dem Jahr 2000 um 116 Prozent auf 5,08 Millionen Euro an. Hinzu kommen Personalkosten, die um 20 Prozent gestiegen sind. Deutlich machte Gaschler dabei aber auch, dass der Landkreis Unterallgäu besonders viel Wert auf Prävention legt.
So gab der Landkreis Unterallgäu für präventive Maßnahmen wie etwa die Jugendsozialarbeit, die Stütz- und Förderklasse im Förderzentrum Mindelheim, die Praxisklasse Babenhausen, Erziehungsberatung und Erziehungsbeistandschaften im vergangenen Jahr insgesamt rund 1,52 Millionen Euro aus. Die Kosten für teilstationäre oder stationäre Unterbringung von Kindern lagen im selben Zeitraum bei rund 2,45 Millionen Euro. Als Gründe für den starken Anstieg der Jugendhilfekosten in den letzten zehn Jahren nannte Gaschler den überproportionalen Anstieg der Eingliederungsleistungen für seelisch behinderte oder von Behinderung bedrohten Kindern und Jugendlichen. Hier hätten sich die Nettoausgaben auf rund 987.000 Euro verzehnfacht. Auch die Kosten für die Heimerziehung sind angestiegen.
Präventive Angebote standen auch im Mittelpunkt der jetzigen Sitzung. Sie sollen frühzeitige Hilfen geben - wie etwa die Koordinierende Kinderschutzstelle, die Kreszentia Gromer und Maria-Luise Bogner dem Ausschuss vorstellten, oder die Schreibaby-Ambulanz, deren Einsatzbereiche Dr. Dietmar Stett von der Psychologischen Beratungsstelle Mindelheim erläuterte. Beide Anlaufstellen stehen Müttern und Vätern seit Januar 2010 mit Rat und Tat zur Verfügung.
In diese Richtung geht auch ein neues Projekt unter der Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge, das voraussichtlich ab 1. Oktober starten soll: die Familienpaten. Diese ehrenamtlichen Helfer sollen Familien stundenweise als so genanntes „niederschwelliges Angebot“ begleiten und unterstützen und die Elternkompetenzen stärken. Gefördert werde das Projekt auf drei Jahre zu 70 Prozent von „Aktion Mensch“. Der Jugendhilfeausschuss befürwortete das Projekt einstimmig. Über eine Fortsetzung wird dann in drei Jahren entschieden.
Ebenfalls einstimmig sprach sich der Jugendhilfeausschuss auch dafür aus, ab dem Schuljahr 2011/12 einen Sozialpädagogen in Vollzeit für die Jugendsozialarbeit an der Berufsschule Mindelheim mit ihren Außenstellen einzustellen, sofern diese Stelle staatlich gefördert wird. Der Landkreis muss jährliche Kosten zwischen 21.800 und 26.200 Euro übernehmen. Das letzte Wort hierüber hat nun noch der Kreisausschuss.
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