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Kinder brauchen "emotionale Nahrung"

Kinder brauchen "emotionale Nahrung"

Von: Pressestelle

Kinder brauchen nicht nur Kleidung, Schlaf und etwas zu essen, sondern auch „emotionale Nahrung“. Das ist laut Dr. Karl Heinz Brisch überlebenswichtig. Der Psychiater sprach in Mindelheim über das Thema „Sichere Bindung“. Diese sei „die Wiege des Urvertrauens“. Der Vortrag fand zum 15-jährigen Bestehen der Vortragsreihe „Rund um die Familie“ statt. Landrat Hans-Joachim Weirather freute sich, dass der renommierte Wissenschaftler zur Jubiläumsveranstaltung kam und das Thema auf großes Interesse stieß. Der Vortag lockte mehr als 300 Besucher ins Forum.

Kinder, die viel Zuwendung bekommen und eine sichere Bindung zu ihren Eltern oder einer anderen Bezugsperson haben, „können die ganze Welt erobern“, sagte Brisch. Wichtig für eine gute Bindungsentwicklung sei das erste Lebensjahr. Eltern fördern diese nach seinen Worten, indem sie feinfühlig mit ihrem Säugling umgehen, seine Signale wahrnehmen und dem Baby durch Körperkontakt und Beruhigung dabei helfen, seine Gefühle zu regulieren. So sollte man ein Baby, das weint, nicht schreien lassen, sondern auf den Arm nehmen und beruhigen.

Kinder, die durch einen liebevollen Umgang Sicherheit und Vertrauen erfahren, haben dem Experten zufolge viele Vorteile: sie zeigen zum Beispiel weniger aggressives Verhalten, haben ein größeres Einfühlungsvermögen und können besser mit Schwierigkeiten umgehen.

Leider glaubten viele Eltern aber noch immer, den Nachwuchs nicht verwöhnen zu dürfen, sondern abhärten zu müssen, so Brisch. „Die Angst, ein verwöhntes Kind zu bekommen, ist typisch deutsch.“ Dies sei ein „schreckliches Erbe“ aus der Nazizeit, als das Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ ein Standardratgeber gewesen sei. Das Werk, das Härte gegenüber Kindern verlange, sei in leicht veränderter Form bis 1986 aufgelegt worden.

Der Jubiläumsvortrag war laut Landrat Weirather die 170. Veranstaltung im Rahmen von „Rund um die Familie“. Die Vortragsreihe wird seit 15 Jahren vom Kreisjugendamt, der Schwangerenberatung am Gesundheitsamt und der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg veranstaltet. Mit der großen Bandbreite an Themen in verschiedenen Veranstaltungen habe man in den vergangenen Jahren vielen Familien Hilfestellung geben können, blickte der Landrat zurück. Die Vortragsreihe sei sehr beliebt, die Vorträge und Seminare stets gut besucht.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 10.10.2024