Der Landkreis Unterallgäu hat im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Maßnahmen zum Klimaschutz umgesetzt. Auch 2023 soll es viele Projekte und Angebote geben, informierte Klimaschutzmanagerin Sandra ten Bulte im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz des Unterallgäuer Kreistags. Sie stellte in der Sitzung vor, was die Fachstelle für Klimaschutz 2022 unternommen hat und was für dieses Jahr geplant ist.
- Bildungsprojekte: Die Staatliche Berufsschule Mindelheim mit ihren Außenstellen in Bad Wörishofen und Memmingen sowie die Beruflichen Schulen Bad Wörishofen wurden im vergangenen Jahr als Bayerische Klimaschule ausgezeichnet. Die Schulen erhielten die Zertifizierung in Gold. Wer Klimaschule werden möchte, kann sich auch in diesem Jahr von der Fachstelle für Klimaschutz beraten lassen. Fortgeführt werden auch das Bildungsprogramm „Prima Klima Kids“, das Planspiel Energiespardorf sowie der Schul-Wettbewerb „Bewegter Wandertag“. Dabei handelt es sich um Angebote, die die Fachstelle für Klimaschutz in Kooperation mit Partnern anbietet. An den 43 Bildungsmodulen von „Prima Klima Kids“ des Bund Naturschutz haben im vergangenen Jahr insgesamt 840 Kinder teilgenommen. Die dazugehörende Ausstellung für Schulen und Gemeinden ist 2022 mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet worden und kann auch heuer ausgeliehen werden.
- Solaroffensive: Im Rahmen der Solaroffensive des Landkreises fanden im vergangenen Jahr Informationsveranstaltungen und Beratungen für Bürger und Gemeinden zum Thema Photovoltaik statt. Diese Angebote soll es auch 2023 geben, diesmal auch für Unternehmen. Für das Pilotprojekt „Agri-PV“ wurde 2022 die Gemeinde Wolfertschwenden ausgewählt. Untersucht werden soll, wie Flächen gleichzeitig für die Landwirtschaft und für die Sonnenstromerzeugung genutzt werden können. Weiterhin zur Verfügung steht allen Bürgern das Solarpotentialkataster, in dem man nachschauen kann, ob das Hausdach für eine Anlage zur Strom- oder Wärmeerzeugung geeignet ist.
- Wärmeoffensive: Weiter vorangetrieben wird auch die Wärmeoffensive. 2022 fand eine umfangreiche Veranstaltungsreihe zum Thema Wärmeplanung und Wärmenetze statt. Weitere Veranstaltungen zum Thema Wärme sind geplant. Fortgesetzt wird auch die Beratungsaktion „Check Dein Haus“, bei der 2022 249 Bürger zum Thema Sanierung beraten wurden. In diesem Jahr sind die Beratungen, die nach und nach im gesamten Landkreis angeboten werden sollen, in Mindelheim, Markt Rettenbach, Sontheim und der Verwaltungsgemeinschaft Dirlewang geplant.
- Weitere Projekte: Erneut angeboten werden soll heuer die Aktion „Mehr Bäume für den Klimaschutz“, bei der 2022 rund 230 Bäume im Landkreis gepflanzt wurden. Außerdem soll ein Leitfaden für Kommunen und Planer zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung im Baubereich erstellt werden. Ein großes Thema ist auch der Ausbau der regionalen Energieversorgung. Um die Gemeinden hierbei zu unterstützen, soll geklärt werden, ob die Gründung einer Energiegesellschaft helfen könnte.
Darüber hinaus zeigte Sandra ten Bulte in der Sitzung auf, dass der Klimaschutz nicht nur in der gleichnamigen Fachstelle, sondern in der gesamten Kreisverwaltung eine große Rolle spielt - angefangen bei der Beschaffung von nachhaltigem Büromaterial bis hin zum umweltfreundlichen Bauen.
Landrat Alex Eder sprach von einer beachtlichen Bilanz und von viel Engagement, das für den Klimaschutz aufgebracht werde. Dass das Unterallgäu auf dem richtigen Weg ist, zeigen auch Daten aus dem Energie-Atlas Bayern. Demnach ist der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch im Landkreis in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Den aktuellsten Daten von 2020 zufolge lag dieser bei 75 Prozent. Bei der Wärme betrug der Anteil 20 Prozent und blieb damit unverändert gegenüber dem Vorjahr. Die eigene Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen baut der Landkreis laut ten Bulte Stück für Stück weiter aus. 2021 haben die zehn Anlagen des Kreises rund 280.000 Kilowattstunden Strom erzeugt, weitere Anlagen kamen und kommen hinzu.
Weitere Themen in Kürze:
- Kreis schreibt Klimaschutzkonzept fort: Der Landkreis Unterallgäu schreibt sein Klimaschutzkonzept fort. Der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz des Unterallgäuer Kreistags sprach sich dafür aus, den jährlichen Klimaschutz-Arbeitsplan der Kreisverwaltung um weitere Maßnahmen und längerfristige Ideen zu ergänzen. Dazu soll geprüft werden, ob noch nicht umgesetzte Maßnahmen aus dem bisherigen Konzept aufgegriffen werden können und ob weitere neue Maßnahmen möglich sind. Bei Bedarf sollen auch externe Personen - zum Beispiel aus dem Landkreisenergieteam - beteiligt werden. Das neue Konzept soll außerdem so aufbereitet werden, dass es auch für die Bevölkerung gut verständlich ist. Außerdem soll man dort nachschlagen können, wie hoch der Energieverbrauch im Unterallgäu ist und welchen Anteil die erneuerbaren Energien haben. Jedes Jahr soll das Konzept aktualisiert und der Stand der Umsetzung bekannt gemacht werden. Die Fraktionsgemeinschaft von SPD und FDP im Kreistag hatte beantragt, das Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2012 fortzuschreiben. Dieses war 2015 von einem jährlichen Arbeitsprogramm mit verschiedenen Maßnahmen abgelöst worden.
- Kreisverwaltung soll eigene Treibhausgasemissionen weiter senken: Der Landkreis Unterallgäu soll weiterhin darauf hinwirken, die Emissionen aus seinen Gebäuden und den Verwaltungstätigkeiten zu senken. Gemeint sind Emissionen, die durch den Strom- und Wärmeverbrauch in den Landkreisgebäuden, durch den Fuhrpark oder durch die Beschaffung entstehen. Diesen Auftrag gab der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz des Unterallgäuer Kreistags der Landkreisverwaltung in der jüngsten Sitzung mit. Der Beschluss basierte auf einem Antrag der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die sich dafür ausgesprochen hatte, dass die Kreisverwaltung mit ihren Liegenschaften bis 2030 klimaneutral werden soll. Der Umweltausschuss beschloss, dass die Verwaltung prüfen soll, ob weitere interne Maßnahmen umgesetzt werden können, die über das bisherige Engagement hinausgehen. Der Ausschuss lehnte es jedoch ab, ein „Label“ mit der dafür notwendigen Bilanzierung und Kompensation anzustreben.
- Umweltausschuss befürwortet Haushaltsansätze: Abfallwirtschaft, Klimaschutz, Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz: Die Haushaltsansätze dieser Fachbereiche am Landratsamt sind jetzt vom Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz befürwortet worden. Der Ausschuss empfahl dem Kreistag, die Ansätze wie von der Verwaltung vorgeschlagen zu bilden. Der Etat des Landkreises wird derzeit in den verschiedenen Ausschüssen des Kreistags beraten. Verabschiedet werden soll das gesamte Zahlenwerk dann im März.