Ob ehrenamtliche Hilfen im Alltag, Wohnraumberatung oder Präventionsangebote: Das Seniorenkonzept des Landkreises Unterallgäu wird immer konkreter. Im Landratsamt haben sich die Mitglieder der verschiedenen Arbeitsgruppen sowie Experten und politische Vertreter nun über den aktuellen Stand der Projekte informiert. Damit sei der Landkreis Unterallgäu in Bayern „ganz vorne mit dabei“, betonte Sabine Wenng, Leiterin der bayernweit tätigen Koordinationsstelle „Wohnen im Alter“: Zwar hätten bayernweit rund 70 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte inzwischen ein Seniorenkonzept, aber vor allem was die Umsetzung angeht, liege das Unterallgäu unter den besten Zehn in Bayern: „Es gibt ganz wenige Landkreise, die es geschafft haben, in so kurzer Zeit so viel anzustoßen“, sagte Wenng.
Nachdem die wesentlichen Stellschrauben auf Landkreisebene gedreht wurden, sind ihrer Meinung nach nun die Gemeinden am Zug: Dort müssten die Projekte in die Tat umgesetzt werden. „Wir werden unsere Ziele aber nur erreichen, wenn wir es schaffen, möglichst viele Bürger mit einzubeziehen und sie zu motivieren.“ Dies sah auch Landrat Hans-Joachim Weirather so: „Wenn die Umsetzung des Seniorenkonzepts nicht auf Gemeindeebene und in den Köpfen der Menschen zündet, dann werden wir auf Landkreisebene wenig zustande bringen.“ Er dankte allen, die sich in den vergangenen Monaten eingebracht haben, um das Seniorenkonzept auf die Füße zu stellen.
Hubert Plepla, der dessen Umsetzung im Landratsamt koordiniert und begleitet, stellte die verschiedenen Möglichkeiten vor, wie das Seniorenkonzept nun direkt vor Ort in den Gemeinden mit Leben erfüllt werden kann: So wurden etliche Projekte auf Landkreisebene entwickelt, die die Seniorenarbeit in den Gemeinden unterstützen und deshalb als Baustein übernommen werden könnten. Andere Projekte sollen dazu beitragen, dass die Seniorenarbeit innerhalb der Gemeinden gemeinsam gestaltet und ausgerichtet wird. Für die Begleitung der Maßnahmen in der lokalen Seniorenarbeit stellt sich Plepla als Ansprechpartner zur Verfügung.
In den kommenden Wochen und Monaten geht die konkrete Umsetzung der zahlreichen Projekte aus dem seniorenpolitischen Gesamtkonzept des Landkreises weiter. Geplant ist unter anderem auch eine Zusammenarbeit mit der Stadt Memmingen: Einige Projekte werden in Kooperation zwischen Landkreis und Stadt durchgeführt.
Alle Projekte im Kurzüberblick:
- Bürger unterstützen Senioren „BuS“: Durch diese neue Form der „Nachbarschaftshilfe“ sollen Senioren ihren Alltag leichter im eigenen Zuhause bewältigen können. Dabei kann es um Fahrdienste oder die Begleitung zu Arztterminen ebenso gehen wie beispielsweise darum, Brennholz bereitzulegen. Koordiniert wird „BuS“ vom Kolping-Bildungswerk. Derzeit wird nach Pilotgemeinden gesucht. Der Landkreis übernimmt eine Anschubfinanzierung.
- „Fit für das Ehrenamt“: Bei diesem Projekt werden in Zusammenarbeit mit der Freiwilligenagentur Schaffenslust Menschen geschult, die in der Seniorenarbeit ehrenamtlich tätig sind. Erste Termine finden im Oktober und Dezember statt.
- Beratung zur Wohnraumanpassung: Um auch im Alter zuhause wohnen zu können, ist Barrierefreiheit wichtig. Wer wissen möchte, wie man sein Zuhause altersgerecht umbaut, findet künftig auch Hilfe bei speziell ausgebildeten Wohnraumberatern.
- Aufbau von offenen Mittagstischen in den Gemeinden: Eine Arbeitsgruppe empfiehlt den Gemeinden, einen offenen Mittagstisch anzubieten und damit Treffpunkte zu schaffen. Erste neue Überlegungen gibt es hierzu bereits in Heimertingen.
- Anlaufstellen für pflegende Angehörige: Die Fachstellen für pflegende Angehörige in Bad Wörishofen und in Ottobeuren wollen sich noch bekannter machen und ihre Hilfe anbieten. Geplant sind auch Sprechstunden in verschiedenen Gemeinden - den Anfang macht Babenhausen.
- Früher Zugang zum sozialen Hilfesystem: Mitarbeiter etwa von Rettungsdiensten, „Essen auf Rädern“ oder ambulanten Pflegediensten werden für Problemsituationen von Senioren sensibilisiert und erhalten eine Anlaufstelle. Die Schulung übernimmt das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Unterallgäu (BRK). Geschult werden noch vor den Sommerferien auch die Seniorenbeauftragten der Gemeinden; zudem sind Infoveranstaltungen für Gemeinden und Ärzte geplant.
- Bewusstseinsbildung für Prävention: Wie der Alterungsprozess durch Bewegung und richtige Ernährung beeinflusst werden kann, steht im Mittelpunkt einer neuen Vortragsreihe der Kreiskliniken Unterallgäu. Diese beginnt mit der Unterallgäuer Gesundheitswoche im Mai. Zudem erstellen der BLSV Unterallgäu und der Kneipp-Bund eine Übersicht über präventive (Sport-) Angebote der Vereine.
- Inforeihe über psychische Erkrankungen: Durch eine Informationsreihe über Demenzerkrankungen und weitere psychiatrische Erkrankungen im Alter sollen sich möglichst viele Menschen mit diesem Thema auseinandersetzen. Koordiniert wird dies vom Gemeindepsychiatrischen Verbund (GPV) Memmingen/Unterallgäu.
- Quartiersentwicklung in den Gemeinden: Quartierskonzepte zielen darauf ab, einen sozialen Nahraum, mit dem sich die Bewohner identifizieren - also etwa ein Dorf oder ein Viertel - so zu gestalten, dass auch ältere Menschen und Menschen mit Unterstützungsbedarf in ihrem vertrauten Wohnumfeld verbleiben können. Hierfür sollen möglichst viele altersgerechte Wohnangebote sowie soziale Angebote und Unterstützungsangebote entstehen.
- „Netzwerk Altenhilfe“ und Runde Tische für die Seniorenarbeit: Vernetzung und Austausch, um die Lebensbedingungen von Senioren ständig weiter zu verbessern, stehen im Mittelpunkt dieser beiden Projekte.
- Ehrenamtliche Demenzhilfe: Das bestehende, ambulante Versorgungsangebot der ehrenamtlichen Demenzhilfe (Verein Familiengesundheit 21) soll für alle Gemeinden des Landkreises ausgebaut werden.
Info: Viele Informationen rund um das seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises Unterallgäu - auch die neuen Leitlinien und die geplanten Projekte - findet man <link _blank>hier bei uns im Internet.