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Sexuelle Gewalt: Der Beratungsbedarf ist hoch

Sexuelle Gewalt: Der Beratungsbedarf ist hoch

Von: 11, PS

Michaela Kalcher leitet die Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Unterallgäu. Foto: Landratsamt

Seit Anfang November gibt es eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Landkreis Unterallgäu. Kaum hat die Stelle eröffnet, führte die Mitarbeiterin Michaela Kalcher bereits mehrere Beratungsgespräche.

Damit bestätigt sich, was ein Arbeitskreis bestehend aus verschiedenen Institutionen aus dem Landkreis Unterallgäu und der Stadt Memmingen zuvor betont hatte: Der Bedarf sei hoch - mit diesem Hinweis hatte der Arbeitskreis im Frühjahr 2013 den Kreistag überzeugt, dem Vorschlag zuzustimmen, eine Fachstelle als Anlaufstelle für Themen rund um sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Landkreis einzurichten.

Seit November besetzt Michaela Kalcher mit einer Halbtagesstelle die Fachstelle, welche an den Psychologischen Beratungsstellen in Memmingen und Mindelheim angesiedelt ist. Träger ist die katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg.

„Ein sexueller Missbrauch beeinträchtigt nicht nur das Leben des betroffenen Kindes, sondern auch die Menschen seines engsten Umfeldes“, macht Kalcher deutlich. Die Arbeit der „Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ umfasst deshalb mehrere Angebote:

Sie ist Anlaufstelle für betroffene Kinder, Jugendliche, deren Eltern oder andere Bezugspersonen wie Nachbarn oder Lehrer. „Der Verdacht auf sexuellen Missbrauch oder die Aufdeckung führt bei Betroffenen meist zu einer schlimmen Krise“, erklärt Kalcher. Die Fachstelle biete verlässliche Unterstützung bei der Frage, wie es weitergehen kann. „Alle Anfragen werden vertraulich behandelt, die Fachstelle kann kostenfrei und ohne Überweisung oder Formalitäten genutzt werden.“

Wichtig sei auch Prävention, betont Kalcher: „Nach wie vor werden viele Fälle sexueller Übergriffe jahrelang nicht erkannt.“ Deshalb will sie Eltern und Fachkräfte sensibilisieren und konkrete Möglichkeiten vermitteln, wie Vorbeugung und Hilfe aussehen kann.

Weitere Aufgaben werden die Zusammenarbeit mit Fachkräften und die Öffentlichkeitsarbeit sein. „Nur wenn sexuelle Gewalt immer wieder benannt wird und eine fachkundige Ansprechperson den Kooperationspartnern im Verdachtsfall zur Seite steht, können sexuelle Übergriffe zielgerichtet und sinnvoll vermieden oder aufgedeckt werden“, so Kalcher.

Kalcher ist Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Beraterin. Sie ist sehr erfahren in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und selbst Mutter von zwei Kindern.

„Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen gehört leider nach wie vor zu den großen Tabuthemen unserer Gesellschaft“, sagt sie. Gleichzeitig kursierten noch immer viele Mythen rund um dieses Thema. Beides begünstige sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen und verschlimmere oftmals die Folgen für die Betroffenen.

„Diese Anlaufstelle für Betroffene und auch für Fachkräfte im Umgang mit diesem sensiblen Thema stellt einen weiteren wertvollen Baustein der vielfältigen Beratungsangebote des Unterallgäus dar“, hebt Otto Gaschler, Leiter des Unterallgäuer Jugendamtes, hervor.

 

Kontakt: Persönlich erreichbar ist Michaela Kalcher dienstags in Mindelheim, Steinstraße 20, und freitags in Memmingen, Herrenstraße 15, jeweils zwischen 9 und 16 Uhr, Telefon: 0160/ 92 345 428. Falls sie Ihren Anruf nicht persönlich entgegen nehmen kann, können Sie auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen. Michaela Kalcher ruft zuverlässig und zeitnah zurück.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 07.10.2024