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„Unterbringung von Geflüchteten gemeinsam stemmen“

„Unterbringung von Geflüchteten gemeinsam stemmen“

Die Flüchtlingszahlen sollen laut einer aktuellen Prognose nach dem Sommer wieder ansteigen. Darüber informierte Sarah Seifert, Abteilungsleiterin am Landratsamt, nun die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis. Sie appellierte an die Gemeinden, die Unterbringung der Geflüchteten gemeinsam zu stemmen. Daneben standen in der sogenannten Bürgermeister-Dienstbesprechung, zu der der Landkreis regelmäßig einlädt, verschiedene weitere Themen auf der Tagesordnung - vom Ergebnis der Volkszählung (Zensus) bis hin zum digitalen Bauantrag.

Aktuell leben laut Seifert rund 2300 Geflüchtete in den Asylunterkünften im Landkreis, davon 660 in den drei Notunterkünften in Mindelheim, Bad Wörishofen und Wolfertschwenden. Ziel sei es aktuell, die Belegungszahlen in den Notunterkünften zu reduzieren, um dort Platz zu schaffen, „damit wir den prognostizierten Anstieg zum Ende des Sommers abfangen können“.

Geflüchtete, die neu im Unterallgäu ankommen, werden zuerst in Notunterkünften untergebracht. Anschließend ziehen diese in sogenannte dezentrale Unterkünfte um, die für einen längeren Aufenthalt besser geeignet sind. Nachdem die Zahl der Zuweisungen in den vergangenen Monaten auf 15 pro Woche zurückgegangen ist, müsse man künftig wieder mit 40 bis 50 Personen pro Woche rechnen, die neu im Landkreis ankommen, erläuterte die Abteilungsleiterin.

Deshalb versuche das Landratsamt, gleichmäßig über den Landkreis verteilt neue, dezentrale Unterkünfte zu schaffen und Flüchtlinge aus den Notunterkünften dorthin zu verlegen. Neue Unterkünfte geplant sind derzeit in Mindelheim (130 Plätze), Türkheim (drei Unterkünfte mit je 30 Plätzen), Tussenhausen (30 bis 40 Plätze), Ottobeuren (45 Plätze) und Bad Grönenbach (25 Plätze).

Werbung machte Seifert für das sogenannte Trunkelsberger Modell. Bereits vor einigen Jahren hat die Gemeinde Trunkelsberg ein Grundstück an die Landkreiswohnungsbau Unterallgäu GmbH (LKWB) abgegeben, auf dem die Gesellschaft eine Asylunterkunft errichtet hat. Eine solche Lösung sei nachhaltiger als eine Containeranlage, denn nach Ablauf des Nutzungszeitraums als Asylunterkunft könne die Gemeinde das Gebäude als sozialen Wohnraum nutzen, erläuterte die Abteilungsleiterin.

Anschließend informierten Landrat Alex Eder, Kreiskämmerer Sebastian Seefried und Frank Rattel von der Kommunalaufsicht die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister über die Volkszählung 2022. „Das Ergebnis hat mich sehr überrascht“, sagte Eder. „Wir sind felsenfest davon ausgegangen, dass wir mehr als 150.000 Einwohner haben.“ Tatsächlich lebten dem Zensus zufolge zum Stichtag 5. Mai 2022 aber nur 142.261 Menschen im Unterallgäu. Die Zahlen sind zwar noch nicht amtlich, der Landkreis und die Gemeinden müssen sich aber auf geringere Schlüsselzuweisungen einstellen, da sich diese aus den amtlichen Bevölkerungszahlen errechnen. Außerdem wird der Unterallgäuer Kreistag in der kommenden Wahlperiode vermutlich doch nicht wachsen. Denn erst ab 150.000 Einwohnern müssen 70 statt wie bisher 60 Kreistagsmitglieder gewählt werden.

Auf das Thema digitaler Bauantrag ging Christian Karrer vom Sachgebiet Bauwesen ein. Seit 1. März 2023 ist es möglich, Bauanträge digital beim Landratsamt einzureichen. 2023 seien sechs Prozent der Bauanträge digital eingegangen, in diesem Jahr bislang acht Prozent. Der neue Service funktioniere gut, es gebe aber noch kleinere Probleme, die nach und nach behoben werden.

Danach informierten Baujurist Christian Baumann und Abfallwirtschaftschef Edgar Putz über die neue Trinkwassereinzugsgebietsverordnung, die Entsorgung von Bodenaushub aus dem Landschaftsbau und die Erfassung von Grüngut. Landrat Alex Eder stellte die BayKIT, eine neue bayerische kommunale Einkaufsgenossenschaft für IT-Geräte und -Dienstleistungen vor, mit der die Kommunen IT-Beschaffungen wie beispielsweise für die Schulen günstiger und ohne Aufwand für den komplizierten Vergabeprozess abwickeln können. Eder hatte die Gründung mit unterstützt und ist dort Aufsichtsratsvorsitzender.

Zum Schluss kündigte der Landrat zwei Veranstaltungen an: Die Unterallgäuer kulTOUR-tage, die dieses Jahr zum ersten Mal von 27. bis 29. September und 4. bis 6. Oktober über die Bühne gehen und das ebenfalls erstmals stattfindende Unterallgäuer Braureifest am 18. Oktober in der Dampfsäg in Sontheim. Das Programmheft für die kulTOUR-tage sei inzwischen erhältlich und warte mit mehr als 80 Veranstaltungen auf, freute sich Eder. Die kulTOURtage sollen Kulturschaffenden im Landkreis eine Plattform bieten. Das Braureifest soll auf die Unterallgäuer Braukultur aufmerksam machen. Sechs Brauereien gibt es im Landkreis, die man bei der Veranstaltung näher kennenlernen könne.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 26.07.2024