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"Vergleichskosten relativieren sich gewaltig"

"Vergleichskosten relativieren sich gewaltig"

Von: sdo

Mit der aktuellen Situation an den Kreiskliniken Unterallgäu hat sich der Unterallgäuer Kreistag am Donnerstag in einer außerordentlichen Sitzung befasst. „Wir müssen gemeinsam darauf achten, dass unsere Kreiskliniken nicht zum Schauplatz politischer Auseinandersetzungen werden. Wir haben eine hohe Verantwortung gegenüber unseren beiden Häusern und unseren Mitarbeitern“, betonte Landrat Hans-Joachim Weirather eingangs. In groben Zügen - soweit dies in der öffentlichen Sitzung zulässig sei - stellte er heraus, dass sich die finanziellen Belastungen durch den Vergleich mit dem früheren Chefarzt Dr. Wolfgang Pflederer „gewaltig relativieren“.

So müssten zum einen über die Abfindung hinaus keine Gehaltszahlungen mehr geleistet werden. Darüber hinaus enthielten neue Chefarztverträge völlig andere Vereinbarungen über den Anteil, den die Chefärzte aus ihren Einnahmen durch Privatpatienten an den Krankenhausträger abführen müssen. Dies führe zu einer deutlich verbesserten Einnahmesituation für die Kliniken. Dr. Martin Köbler, der bis Ende Oktober als Interimsvorstand tätig war, erläuterte dem Kreistag die wirtschaftliche Entwicklung der Kreiskliniken: Die Betriebsergebnisse der beiden Häuser entwickelten sich positiv - das Defizit in diesem Bereich werde in diesem Jahr von 1,87 auf etwa 1,81 Millionen Euro sinken. Gleichzeitig habe sich das Krankenhausbudget beider Häuser stark erhöht, weil zunehmend schwerere Fälle behandelt werden könnten. Seit der Umstellung der Krankenhausfinanzierung im Jahr 2003 sei nämlich der so genannte Schweregrad ein wichtiger Abrechnungsfaktor, da mittlerweile nach Fallpauschalen abgerechnet werde, nach so genannten „DRG“. Dabei gehe es im Gegensatz zur früheren Abrechnung nicht mehr um Belegungszahlen und Verweildauer der Patienten. „2009 haben die Kreiskliniken Unterallgäu erheblich an Spezifikation zugelegt“, so Dr. Köbler. Dank der Investitionsentscheidungen des Verwaltungsrats sei nun absolute „Hochleistungsmedizin“ vor Ort möglich. So würden inzwischen auch Patienten, die bis zu diesem Jahr nicht im Unterallgäu behandelt werden konnten und teils in weit entfernte Kliniken gebracht werden mussten, in Mindelheim und Ottobeuren bestens medizinisch versorgt.

Auf Nachfrage machte Landrat Weirather nochmals deutlich, dass in diesem Jahr in Ottobeuren kein Vakuum entstanden sei. Die beiden neuen Chefärzte PD Dr. Peter Steinbigler und Dr. Christof Weitzel seien von vornherein als Chefärzte für beide Krankenhäuser eingestellt worden. „Der Verwaltungsrat hat sich in einer Klausurtagung Anfang des Jahres einstimmig für eine eindeutige Geschäftsstrategie ausgesprochen“, fasste Weirather am Ende des öffentlichen Teils zusammen. „Diese enthält zwei wesentliche Punkte: Spezifizierung und Kooperation. Wir möchten unsere Stärken stärken, ohne ein deckungsgleiches Angebot in Mindelheim und Ottobeuren vorzuhalten.“ Weirather nannte hier beispielhaft unter anderem den neuen, hochmodernen Herzkathetermessplatz in Mindelheim, die neuen Möglichkeiten der Behandlung von Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen und die geplanten Investitionen in den Neubau einer Zentralsterilisation in Ottobeuren. „Nach einem schwierigen Sanierungsprozess sehe ich nicht nur Licht, sondern Sonne am Ende des Tunnels“, so der Landrat abschließend.

Im nichtöffentlichen Teil erhielten die Mitglieder des Kreistags einen umfassenden Bericht über die Vorgehensweise des Verwaltungsrats. Zu Beginn der Sitzung hatte Juristin Ulrike Klotz vom Landratsamt die rechtlichen Rahmenbedingungen dargestellt und verdeutlicht, warum die Sitzung in einen öffentlichen und einen nichtöffentlichen Teil aufgeteilt werden musste. Diese Trennung habe auch die Regierung von Schwaben wiederholt bestätigt. Dabei handele es sich um rechtliche Rahmenbedingungen, die nicht willkürlich abgeändert werden könnten, so Weirather.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 03.07.2024