Die kalte Jahreszeit neigt sich dem Ende entgegen. Dass damit auch die Zahl der Norovirus-Erkrankungen deutlich zurückgeht, das hofft der Leiter des Gesundheitsamts am Unterallgäuer Landratsamt, Dr. Wolfgang Glasmann. In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Erkrankungen aus verschiedenen Einrichtungen gemeldet. Wir haben uns mit Dr. Glasmann darüber unterhalten.
Herr Dr. Glasmann, traten in diesem Winter eigentlich besonders viele Brechdurchfallerkrankungen auf?
Dr. Glasmann: „Sie kamen tatsächlich gehäuft vor. Im vergangenen Jahr wurden dem Unterallgäuer Gesundheitsamt insgesamt 188 Fälle gemeldet; allein von Januar bis Mitte März 2012 waren es über 250 - wobei die Norovirus-Erkrankungen bekanntlich vor allem im Winterhalbjahr auftreten. Die tatsächliche Zahl der Erkrankungen ist wahrscheinlich noch um ein Vielfaches höher, weil erfahrungsgemäß nur bei einem Bruchteil der Brechdurchfall-Erkrankungen auf Norovirus untersucht wird.“
Wie erklären Sie sich die starke Zunahme?
Dr. Glasmann: „Ich weiß es schlichtweg nicht. Zurzeit ist einfach ein recht durchsetzungsfähiger Norovirus-Typ im Umlauf. Die Unterallgäuer Daten spiegeln den bayernweiten Trend wieder: So wurden 2011 in Bayern bereits sechs Mal so viele Norovirus-Erkrankungen registriert als noch im Jahr 2006.“
Was kann man tun, um eine Ansteckung zu vermeiden?
Dr. Glasmann: „Das Norovirus ist leider sehr ansteckend. Am wichtigsten ist eine gute Händehygiene, das kann man gar nicht oft genug betonen. Noroviren werden über die so genannte Schmierinfektion übertragen - also zum Beispiel dann, wenn man sich nach dem Händeschütteln mit einem Erkrankten ins Gesicht fasst. Auch Türklinken, Telefonhörern, Lichtschaltern oder auch Besteckteilen bei Buffets können Noroviren anhaften. Wichtig ist deshalb ganz einfach, sich zum Beispiel vor dem Essen und nach einem Gang zur Toilette gründlich die Hände zu waschen. Zuhause genügen hierzu normalerweise warmes Wasser und Seife. Zum Abtrocknen der Hände sollten außerhalb des Privatbereichs nur Einmal-Handtücher verwendet werden, keinesfalls Gemeinschaftshandtücher. Eine weitere Ansteckungsgefahr besteht beim Norovirus über die Luft, nämlich dann, wenn sich jemand erbricht. Hier wäre ein einfacher und praktikabler Tipp, erstmal sofort kräftig zu lüften. Dies senkt die Keimbelastung der Atemluft. Das Erbrochene sollte man später dann natürlich mit Einmal-Wischlappen und Handschuhen gründlich entfernen. Und: Wer selbst an einer Brechdurchfall-Erkrankung leidet, darf in dieser Zeit auf keinen Fall im Gastronomie- und Lebensmittelgewerbe arbeiten.“
Wie verläuft die Krankheit im Normalfall?
Dr. Glasmann: „Nach der Ansteckung machen sich die Symptome normalerweise ziemlich schnell - nach wenigen Stunden bis zu zwei Tagen - bemerkbar: Bei einer Norovirus-Erkrankung kommt es relativ plötzlich zu Übelkeit und Erbrechen, Bauchkrämpfen und Durchfall. Fieber und Kopfschmerzen sind nicht üblich. In der Regel klingen die Symptome nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Keimausscheidung und damit Ansteckungsgefahr bestehen aber noch deutlich länger! Das heißt im Klartext, dass man auch nach Abklingen der Symptome im Interesse der Mitmenschen noch für einige Wochen verstärkt auf Toilettenhygiene achten sollte.“
Gilt dies ebenso für Kleinkinder und Senioren?
Dr. Glasmann: „Kleinkinder und Senioren sind durch Brechdurchfall mehr als andere Altersgruppen gefährdet, weil sie auf Flüssigkeits- und Elektrolytverluste heftiger reagieren. Deshalb appelliere ich auch an jeden, der selbst erkrankt ist, so vernünftig zu sein und in dieser Zeit zum Beispiel keine Besuche in einem Seniorenheim, im Krankenhaus oder Kindergarten zu machen. Und: Kranke Kinder müssen vom Kindergarten oder der Schule zuhause bleiben, um die Erreger nicht weiter zu verbreiten. Alles andere ist unvernünftig.“
Informationen rund um Norovirus-Erkrankungen findet man auch <link _blank>hier bei uns im Internet.