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Visionär, 1000-Jähriger und Heimatfreund mitten unter uns

Visionär, 1000-Jähriger und Heimatfreund mitten unter uns

Von: PS

Bei der Eröffnung der Ausstellung „Hermann Zeller - Künstler, Museumsgründer und Kreisheimatpfleger“ waren unter anderem mit dabei (von links) Hermann Gromer, Bürgermeister von Kronburg, Hermann Zellers Frau Miriam, dahinter Landrat Hans-Joachim W

Hermann Zeller lächelt von der Leinwand herab auf zahlreiche Redner, die sein Schaffen würdigen. Sie nennen ihn den „1000-Jährigen“, einen Visionär, einen „Entertainer der Landkultur“ und in erster Linie einen Heimatfreund. Und er lächelt herab auf rund 150 Menschen, die gekommen sind, um seine Kunstwerke zu bestaunen. Es sind so viele Gäste, dass die Veranstalter kurzfristig die Eröffnung der Ausstellung „Hermann Zeller - Künstler, Museumsgründer und Heimatpfleger (1919 - 2004)“ vom Foyer in den Sitzungssaal des Landratsamts verlegen mussten. Anlass der Ausstellung: Heuer wäre der Begründer des schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren, Hermann Zeller, 95 Jahre alt geworden.

Landrat Hans-Joachim Weirather betonte, er sei Zeller aus tiefstem Herzen dankbar: „Hätte er nicht diesen Samen in Illerbeuren gelegt, gäbe es heute vielleicht irgendwo in Schwaben ein Freilichtmuseum, aber nicht im Unterallgäu.“ Der Landkreis stehe nun in der Verantwortung. „In zehn Jahren haben wir uns im Zweckverband Schwäbisches Bauernhofmuseum mit über fünf Millionen Euro eingebracht“, so Weirather. Besonders dankte er Zeller dafür, dass dieser gegen die Geschichtsvergessenheit kämpfte.

Altlandrat Dr. Hermann Haisch führte aus: „Wo das Gedenken auslischt, schwindet auch der Mensch. Diese Ausstellung gedenkt des Menschen Hermann Zeller mit seinen vielseitigen Talenten.“ Haisch beschrieb Zeller als einen gewitzten, vorausschauenden Menschen. Was andere als „altes Glump“ ansahen, erkannte Zeller als erhaltenswert. „Er war nicht nur handwerklich, sondern auch künstlerisch ausgebildet und konnte diese Fähigkeiten im Dienste der Heimatpflege anwenden“, so Haisch. So sei Zeller nicht nur dank des Fotos, das die gesamte Veranstaltung über an die Leinwand geworfen wurde, sondern auch dank seiner Kunst noch immer „mitten unter uns“. „Hermann Zeller ist lebendig gebliebene Vergangenheit. Er begriff den Augenblick mit dem Herzen. Heimatdichter Arthur Maximilian Miller sagte von ihm: ‚Ein prächtiger Schwabe voll Leben und Herz‘", so Haisch.

Hermann Gromer, Bürgermeister von Kronburg, Zellers Heimatort, betonte: „Wer mit offenen Augen durch den Ort geht, wird viele Spuren von Hermann Zeller entdecken.“ Dr. Hans Frei, ehemaliger Bezirksheimatpfleger, erinnerte an Zellers schwierigste Leistung, den Erwerb des Gromerhofs zur Erweiterung des Museums. „Danach ging es Schlag auf Schlag - oder besser gesagt: Haus auf Haus.“ In zehn Jahren setzte Zeller zehn Gebäude um. Frei erinnerte auch an Zellers vielfältige Leistungen als Kreisheimatpfleger, von der Archäologie bis zur Denkmalpflege.

Holger Klockmann, Vorsitzender des Heimatdiensts, warb für den Verein, der das Bauernhofmuseum unterstützt. Zeller hatte diesen Verein einst gegründet. Es gebe mittlerweile fast 400 Mitglieder, so Klockmann. Dann zeichnete der frühere Museumsleiter Dr. Otto Kettemann die Entwicklung des Bauernhofmuseums vom Heimat- zum Freilichtmuseum nach.

Ursula Winkler, die neue Leiterin des Bauernhofmuseums, hielt die Festrede. Zeller habe sein Wissen mit „unbändiger Freude“ weitergegeben. „Er bewegte sich mühelos durch alle Epochen“, so Winkler. Als Künstler habe er sich zum Beispiel durch seine großflächige Wandkunst in Sgraffito-Technik einen Namen gemacht. Die mit Kratzputz angefertigten Werke stellen meist heitere Szenen dar. Vielerorts in der Region findet man sie, zum Beispiel an Wohnhäusern in Lautrach und Bad Grönenbach, am Kirchturm in Weitnau und an der Brauerei in Kronburg.

Eine Schwierigkeit an der Sgraffito-Technik: Das Werk muss an einem Tag fertig werden. Hier - wie in allen Bereichen seines Lebens - habe sich Zeller immer auf seine Frau Miriam verlassen können, erzählte Winkler. Zur Ausstellungseröffnung war aber nicht nur seine Frau gekommen, sondern auch seine Kinder und viele weitere Familienmitglieder. Zwei seiner Enkellinnen unterhielten mit der Gruppe „die Verwandten Musikanten“ die Gäste.

Tochter Monika Zeller, die mittlerweile selbst Kreisheimatpflegerin ist, hat die Ausstellung konzipiert, organisiert und dazu ein Rahmenprogramm gestaltet, das unter anderem eine weitere Leidenschaft ihres Vaters aufgreift, die Ausgrabungen. Die Ausstellung mit Werken von Hermann Zeller - von Schnitzereien bis hin zu Gemälden - ist noch bis zum 27. August im Foyer des Landratsamtes zu sehen. Mehr über das Begleitprogramm erfahren Sie auf <link internal link in current>hier.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 09.10.2024