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Volk auf dem Weg

Volk auf dem Weg

Von: PS

Die Ausstellung „Volk auf dem Weg“ eröffneten (von links) Musikerin Lina Neuwirt, Projektleiter Jakob Fischer, Helene Sauter von der Landsmannschaft der Russlanddeutschen in Augsburg, Sängerin Rosalia Walter, Anna Brose, Sänger Vladimir Walter mit

Einen steinigen Weg beschritten viele Russlanddeutsche auf der Suche nach Heimat und Identität. Die Wanderausstellung „Volk auf dem Weg“ erzählt von Unterdrückung, Vertreibung, Hoffnung und Vorurteilen. Derzeit macht sie Station im Landratsamt Unterallgäu und ist bis 16. September im Foyer zu besichtigen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium des Inneren und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Landratsstellvertreterin Heidemarie Zacher eröffnete die Ausstellung: „Sicherlich wird die Wanderausstellung nicht alle Vorurteile beheben können. Sie gibt uns jedoch die Möglichkeit, die Geschichte der Russlanddeutschen näher kennenzulernen und so manche negative Einstellung in eine positive umzuwandeln.“ Die Rückkehr der Aussiedler habe viele gute Aspekte: „Knapp 79 Prozent der Russlanddeutschen sind jünger als 45 Jahre. Das tut unserer alternden Gesellschaft gut.“

Projektleiter Jakob Fischer, selbst Russlanddeutscher, veranschaulichte die Geschichte der Deutschen aus Russland anhand mehrerer Filmausschnitte. Besonders viele Deutsche zogen während der Herrschaft von Katharina II. nach Russland. Die Zarin wollte menschenleere Gebiete besiedeln und veröffentlichte deshalb vor 250 Jahren ein Manifest, in dem sie Einwanderern Privilegien versprach.

„Was so gut angefangen hat, endete in einer Katastrophe“, beschrieb Fischer. Nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion wurden die Deutschen in Russland über Nacht zu Staatsfeinden. Sie durften ihre Sprache nicht mehr sprechen, wurden aus ihren Häusern vertrieben und deportiert nach Kasachstan, Sibirien und Mittelasien.

Sängerin Lina Neuwirt, die die Veranstaltung mit Akkordeon und Gesang begleitete, machte mit ihrem Lied „Mein Heimatdorf“ ein solches Schicksal spürbar. Der Liedtext erzählt die Geschichte ihrer Mutter, die ihr Heimatdorf am Schwarzen Meer verlassen musste und nie wieder dorthin zurückkehren durfte.

Helene Sauter, Vorstandsmitglied der Landsmannschaft der Russlanddeutschen in Augsburg, steuerte ebenfalls eine persönliche Erzählung bei: Sauter wurde in Sibirien geboren. Weil es untersagt war, deutsch zu sprechen, beherrschte sie die Sprache nur mäßig. Doch schließlich studierte sie Deutsch, wurde Deutschlehrerin und unterrichtet heute Ausländer in Deutschland.

„Mittlerweile sprechen die jüngeren Russlanddeutschen eher schlecht russisch“, sagte Fischer. Die meisten seien in Deutschland gut integriert. Er nannte prominente Beispiele wie Sängerin Helene Fischer oder Fußballnationalspieler Andreas Beck - beide stammen aus Russland. Trotzdem halten sich manche Vorurteile über Russlanddeutsche hartnäckig. Diese widerlegte Fischer mit Zahlen und Fakten. In einem Filmausschnitt bringt es ein junger Mann auf den Punkt: „In Russland gelten wir als Deutsche. In Deutschland gelten wir als Russen.“

Für Auflockerung der Eröffnung sorgten Rosalia und Vladimir Walter aus Kaufbeuren mit schmissigen Volksliedern.

Die Ausstellung „Volk auf dem Weg“ ist bis 16. September im Foyer des Landratsamtes Unterallgäu, Bad Wörishofer Straße 33 in Mindelheim zu sehen. Führungen geben auf Anfrage Jakob Fischer, Telefon 0171/4034329; <link window for sending>fischer.russlanddeutsche@t-online.de oder  Josef Schleicher, Telefon 0176/29477353; <link window for sending>schleicher@rikon.com

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 04.10.2024