Zu einer Entdeckungsreise in die Welt der Jungen (und Männer) lädt Diplom-Sozialpädagoge Peter Karl aus Gersthofen beim dritten Vortrag der Reihe „Rund um die Familie“ ein, die von der Schwangerenberatung am Unterallgäuer Gesundheitsamt, dem Kreisjugendamt Unterallgäu und der katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg veranstaltet wird. Beginn ist am Dienstag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr im Landratsamt. Wir haben vorab bei ihm nachgefragt.

Herr Karl, was ist denn nun los mit den Jungs, dass Sie ihnen einen eigenen Vortrag widmen?

Peter Karl: „Die Lebenssituation der Jungen hat sich in den vergangenen Jahren stark geändert und ist in vielen Bereichen problematisch geworden. Schon vor einigen Jahren wurden Jungen erstmals als Sorgenkinder der Zukunft und als Bildungsverlierer bezeichnet. Meine Erfahrungen aus der Praxis bestätigen diese kritischen Prognosen. Dazu einige Beispiele: Etwa 65 Prozent der Förderschüler sind Jungen, Mediensucht ist in hohem Maße ein Jungenproblem, bei ADHS liegt der Anteil der Jungen über 80 Prozent und bereits im Kindergarten sind deutlich mehr Jungen verhaltensauffällig als Mädchen. Der Direktor eines Gymnasiums hat mir einmal gesagt: 90 Prozent unserer Disziplinprobleme haben wir mit Jungen.“

Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Und was sollte man tun?

Karl: „Für die veränderte Jungensituation gibt es viele Gründe, die ich im Vortrag auch ansprechen werde - wie zum Beispiel veränderte Erziehungsvorstellungen, die Rolle der Väter in Familien, Medieneinflüsse oder schulische Erwartungen. Wichtig ist mir aber vor allem, dass wir anfangen, uns mit den Jungen und dem, wie sie sind, intensiver auseinander zu setzen: Dann stellt sich auch die Frage, was Eltern und Erzieher tun können, damit es Jungen gut geht und sie in ihrer Entwicklung gezielt gefördert werden. Jungs haben zum Beispiel ein erhöhtes Bedürfnis nach Bewegung und Handeln, das sie angemessen ausleben sollten, um sich zu spüren und besser steuern zu lernen. Das bedeutet, dass man den Medienkonsum reduzieren und stattdessen Bewegungsräume schaffen sollte. In der Schule kann das Bedürfnis nach handlungsorientiertem Lernen in Form von spezieller Projektarbeit umgesetzt werden.“

An wen richtet sich also Ihr Vortrag?

Karl: „Ansprechen möchte ich mit meinem Vortrag alle Eltern sowie die Fachkräfte aus Kindergärten und Schulen - besonders auch alle Väter, Lehrer und Trainer, die im privaten und beruflichen Umfeld mit Jungs zu tun haben. Viele Männer spüren instinktiv, dass die heutige Erziehung den Jungs in manchen Bereichen nicht gerecht wird. Viele trauen sich jedoch nicht, dies auch auszusprechen, oder wissen nicht, was sie ändern könnten. Mit meinem Vortrag möchte ich wie gesagt dazu anregen, über die Situation der Jungen nachzudenken und für das Thema sensibilisieren.“

Info: „Was ist los mit den Jungs?“ ist der Titel des Vortrags von Peter Karl am Dienstag, 19. Oktober, 19.30 Uhr, im Raum 400 im Landratsamt Unterallgäu in Mindelheim. Der Eintritt ist frei. Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung erforderlich unter Telefon (08261) 995-0 beziehungsweise per Email an <link>info@lra.unterallgaeu.de