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Wenn der Physiksaal zum Kino wird

Wenn der Physiksaal zum Kino wird

Von: Pressestelle

Voller Vorfreude warten Lydia und Eva (vordere Reihe Mitte) darauf, dass es endlich dunkel wird und das Kinderkino in Markt Rettenbach beginnt. Foto: Stefanie Vögele/Landratsamt Unterallgäu

Plumps. Unsanft landet Lars auf seinem weißen zotteligen Hinterteil. Ein Kichern geht durch die Runde. Der kleine Eisbär rappelt sich auf, schüttelt sich und macht sich auf zu seinem nächsten Abenteuer. Gebannt sehen 40 kleine Augenpaare nach vorne, die Gesichter in dem dunklen Raum werden vom hellen Flimmern der Leinwand erleuchtet. Abgesehen von kurzem Gelächter ist es ganz still in der Runde. Dabei sind heute 40 Kinder gekommen, um gemeinsam den Animationsfilm „Der kleine Eisbär“ zu sehen. Das jüngste von ihnen ist gerade einmal drei, das älteste zehn Jahre alt.

Noch vor wenigen Minuten war an diese gespannte Ruhe nicht zu denken: Nach und nach kommen die Kinder alleine, mit ihrer Mama oder der Oma in den Physiksaal der Mittelschule Markt Rettenbach. Sie legen zwei Euro auf den Tisch und einen kleinen Ausweis: den Kinderkino-Pass. Damit ist jeder dritte Film kostenlos. Dann suchen sie sich einen Platz in den grauen Bankreihen und warten lachend und ratschend darauf, dass endlich das Licht ausgeht und Lars, der kleine Eisbär, die Leinwand erfüllt.

Wie sie haben sich in den letzten 20 Jahren insgesamt über 50.000 Kinder auf das Unterallgäuer Kinderkino gefreut. 130 ausgewählte altersgerechte Filme wurden in dieser Zeit gezeigt - von wahren Klassikern wie Pippi Langstrumpf bis hin zu neuen Animationsfilmen, wie Kreisjugendpflegerin Julia Veitenhansl sagt. Fünf Filme sind es in der Jubiläums-Spielsaison. Spielstätten wie Bad Wörishofen, Kirchheim und Mindelheim sind laut Veitenhansl schon von Beginn an dabei, neu ist das Kinderkino in dieser Saison beispielsweise in Böhen und Ottobeuren. Inzwischen sind die Filme in 24 Orten im ganzen Landkreis zu sehen. Ins Leben gerufen wurde das Kinderkino seinerzeit vom Kreisjugendamt am Landratsamt. Bis heute werden dort die passenden Filme ausgesucht und alles Organisatorische erledigt. „Wir wollen den Unterallgäuer Kindern im Winter-Halbjahr ganz unkompliziert ein Kinoerlebnis in ihrem Ort ermöglichen“, sagt Veitenhansl. Dafür sind viele Ehrenamtliche - wie in Markt Rettenbach Monika Tyrychter, Claudia Lenzgeiger und Margit Kellner - im Einsatz. Einige von ihnen schon seit vielen Jahren. „Ohne unsere vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden würde es das Kinderkino nicht schon so lange geben.“ Sie holen die Filme jeden Monat bei der letzten Spielstätte ab, sorgen für das richtige Kinogefühl in den jeweiligen Räumlichkeiten - und auch für die Aufsicht.

In Markt Rettenbach schaltet Claudia Lenzgeiger das Licht wieder an. Aus dem dunklen Kinosaal wird wieder ein Physikzimmer mit grauen Bänken und rotbraunen Kacheln. Die Kinder springen auf. Monika Tyrychter teilt rote Kärtchen aus - und legt Karten mit einem lachenden, einem neutralen und einem miesepetrigen Gesicht auf den Tisch: „Damit darfst du bewerten, wie dir der Film gefallen hat“, sagt sie zu der großen Runde. Das Ergebnis ist eindeutig: 22 Karten hat das lachende Gesicht bekommen, acht das neutrale. Der Miesepeter bleibt allein. Lydia und Eva haben sich für das neutrale Gesicht entschieden. „Wir haben den Film schon mal gesehen…“, sagt Eva. Im Januar wollen beide auf jeden Fall wieder kommen. „Dann kommt Hexe Lilli. Die kennen wir noch nicht“, sagt sie und läuft mit ihrer Freundin kichernd davon.

Info: Eine Übersicht über alle Filme, Termine und Spielstätten findet man im Internet unter <link http: www.unterallgaeu.de kinderkino>www.unterallgaeu.de/kinderkino  

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 10.10.2024