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"Werkzeugkasten" für die Ortsbildpflege

"Werkzeugkasten" für die Ortsbildpflege

Von: Pressestelle

Anfang der 1970er Jahre gab es noch 10.000 landwirtschaftliche Betriebe im Unterallgäu. Heute sind es nur noch rund 2000. Viele Bauernhöfe stehen inzwischen leer und drohen zu verfallen - oft mitten im Dorf. Wie kann man diesen ortsbildprägenden Gebäuden neues Leben einhauchen und sie sinnvoll nutzen? Unter anderem um diese Frage geht es in einem Handbuch zur Ortsbildpflege, das derzeit erstellt wird. Gemeinden sollen darin Werkzeuge finden, die helfen, mit solchen Problemen umzugehen.

Das Handbuch entsteht im Rahmen des Projekts „Dorfkerne - Dorfränder“, das nun in der Sitzung des Bauausschusses des Unterallgäuer Kreistags vorgestellt wurde. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Landkreise Unterallgäu und Ostallgäu. Die beiden Kreise erstellen einen „Werkzeugkasten“, in den Gemeinden bei Problemen in den Dorfkernen und an den Dorfrändern greifen können. Dabei kann es laut Kreisbaumeister Claus Irsigler zum Beispiel um den Erhalt und die Nachnutzung ortsbildprägender Gebäude oder um die gestalterische Aufwertung der Dorfränder gehen. So ist es heute zum Beispiel nicht mehr üblich, dass ein Dorf von einem Grüngürtel umgeben wird, erläuterte Markus Orf, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege. Viele Orte hätten mittlerweile „scharfe Ränder“. Deshalb stelle sich die Frage, wie ein Dorf mit der Landschaft verzahnt ist.

Den „Werkzeugkasten“ im Detail stellte Professor Lothar Zettler vom Planungsbüro „Lars Consult“ vor. Dieses erarbeitet das neue Handbuch zusammen mit Vertretern des Bayerischen Gemeindetags, dem Amt für ländliche Entwicklung Schwaben, der Kreisheimatpflege, der Unteren Naturschutzbehörde, der Gartenfachberatung und weiteren Vertretern der Landkreise. Der Werkzeugkasten beinhaltet laut Zettler verschiedene ortsplanerische Werkzeuge, mit denen eine Gemeinde ihre Entwicklung steuern kann - vom Bebauungsplan über Förderungen und Wettbewerbe bis hin zur Bürgerbeteiligung. Zu jedem dieser Instrumente finden Gemeinden in dem Handbuch eine Checkliste mit Kurzbeschreibung, Kosten, Umsetzungsbeispielen, Strategien oder Vor- und Nachteilen. Darüber hinaus geht das Werk auf die häufigsten Problemstellungen in der Praxis ein und zeigt Lösungsansätze auf. Ferner finden Gemeinden darin Handlungsempfehlungen, „was man unternehmen kann, um das eigene Dorf in den Griff zu bekommen“, sagte Zettler.

„Das Aussehen und die Lebensqualität unserer Dörfer dürfen uns nicht gleichgültig sein“, betonte Landrat Hans-Joachim Weirather. „Wir haben einen Gestaltungsauftrag.“ Das Handbuch soll den Gemeinden hierbei Hilfestellung geben und sie in ihrer Weiterentwicklung unterstützen, so der Landrat. Die Kosten für das Projekt betragen nach seinen Worten 120.000 Euro. Da 60 Prozent davon mit Mitteln aus dem Förderprogramm der Europäischen Union „Leader“ bezahlt werden, verbleibe für die beiden Landkreise jeweils ein Eigenanteil in Höhe von 24.000 Euro. Fertig sein soll das Handbuch zur Ortsbildpflege im August dieses Jahres.

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 15.10.2024