Um die unterschiedlichen Aspekte der Wasserkraft ging es jetzt bei einem Fachaustausch mit den bayerischen Staatsministern Hubert Aiwanger und Thorsten Glauber in Dietenheim und Illertissen. Zu dem Runden Tisch verschiedener Behörden und ihrer Hausspitzen eingeladen hatte der Unterallgäuer Landrat Alex Eder. Denn auch im Unterallgäu sind neue, kleinere Wasserkraftwerke an der Iller geplant, über deren Genehmigung das Landratsamt entscheiden muss. Die Haltung der bayerischen Staatsregierung zu diesem Thema war bislang uneinheitlich und für das Landratsamt als Genehmigungsbehörde schwierig einzuschätzen.
Das Treffen fand im Landkreis Neu-Ulm und im baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis statt, da die unterschiedlichen Erwartungen an die Wasserkraft dort bereits diskutiert wurden - und zwar am Beispiel des Wasserkraftwerks in Dietenheim, das bei dem Austausch besichtigt wurde. „Ob Artenschutz und Gewässerökologie im Agile-Iller-Programm, Naherholung für die Menschen oder regionale erneuerbare Energieerzeugung - das sind alles berechtigte und nachvollziehbare Interessen, die auch wir als Genehmigungsbehörde möglichst umfassend berücksichtigen müssen“, betonte Eder. „Mein Ideal-Kraftwerk wäre eine Kompromisslösung, also ein Kraftwerk, das gleichzeitig möglichst viele der unterschiedlichen Anforderungen erfüllt.“
Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen ist vorrangiges öffentliches Interesse, wie Umweltminister Glauber und Wirtschaftsminister Aiwanger mehrmals betonten. Gleichzeitig sei es wichtig, die Natur zu erhalten oder zu verbessern und zu schützen. Neben den Ministern nahmen auch Vertreter der baden-württembergischen Genehmigungsbehörden an dem Arbeitstreffen teil. Diese haben zwischen Dietenheim und Illertissen ein so genanntes Schachtkraftwerk genehmigt, dessen Technologie an der Technischen Universität München entwickelt wurde. Das Kraftwerk erzeugt jährlich grundlastfähig 1,6 Gigawattstunden Strom und versorgt damit 535 Durchschnittshaushalte.
Am Ende des Treffens freute sich Eder über einen gelungenen Austausch, bei dem die unterschiedlichen Sichtweisen mit gegenseitigem Verständnis zur Sprache gekommen seien. Es gehe nun darum, im Rahmen des Programms Agile Iller mögliche Standorte für kleine Wasserkraftwerke zu prüfen, die dem Natur- und Gewässerschutz nicht entgegenstehen. Denkbar sind Eder zufolge Kraftwerke, die für die energetische Nutzung geeignet sind und gleichzeitig die Durchlässigkeit des Flusses für Fische - zum Beispiel durch Umgehungsgerinne - sicherstellen. „Es gilt, Einzelfälle genau zu prüfen und abzuwägen“, sagt Eder. So könne das Potenzial der Wasserkraft genutzt und gleichzeitig die ökologische Verträglichkeit sichergestellt werden. „Ich denke, wir können uns in diesen Zeiten keine Entweder-Oder-Lösungen mehr leisten. Es ist unsere Pflicht, Kompromisse zu finden - auch wenn diese jeder am liebsten nicht bei sich hätte“, fasst Eder zusammen.