Asylunterkünfte, bezahlbarer Wohnraum, Leerstände im Ortskern, Neubaugebiete am Ortsrand - um verschiedene Aspekte des Themas Wohnen ging es bei der Bürgermeister-Dienstbesprechung im Forum in Mindelheim.
Zunächst richtete sich der Blick auf Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen. „Wir erwarten wieder mehr Flüchtlinge, mussten aber die 2015 angemieteten Unterkünfte in den vergangenen Jahren Stück für Stück abbauen“, so Landrat Alex Eder. Tobias Ritschel, Leiter der Ausländerbehörde am Landratsamt Unterallgäu, beschrieb die Lage als sehr angespannt: „Derzeit werden die größeren Aufnahmeeinrichtungen im Freistaat geleert. Damit kommen ins Unterallgäu wöchentlich im Schnitt 20 Neuzuweisungen.“ Mit wie vielen Flüchtlingen der Landkreis künftig rechnen müsse, sei nicht vorhersehbar. Um jedoch vorbereitet zu sein, suche der Landkreis bereits neue Unterkünfte. Ritschel bat die Bürgermeister um Unterstützung: „Wer Wohnraum ab einer Größe von rund 150 Quadratmetern zur Verfügung stellen kann, kann sich gerne mit der Ausländerbehörde in Verbindung setzen.“
Momentan gibt es laut Ritschel im Unterallgäu fünf Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung von Schwaben, in denen rund 180 Flüchtlinge untergebracht sind. Der Landkreis selbst verwaltet 45 dezentrale Unterkünfte, zudem habe er weitere Objekte in Aussicht. In den dezentralen Unterkünften leben rund 600 Personen, von denen etwa ein Drittel anerkannte Asylbewerber sind. Sie müssten eigentlich ausziehen, finden jedoch auf dem angespannten Wohnungsmarkt keine bezahlbare Wohnung.
Zu diesem Thema passend bat Florian Schuster, Geschäftsführer der Landkreiswohnungsbau Unterallgäu GmbH (LKWB), die Bürgermeister ebenfalls um Mithilfe. So gebe es im Unterallgäu knapp 600 Wohnungssuchende. Die LKWB könne bezahlbaren Wohnraum schaffen, sei dafür jedoch immer auf der Suche nach geeignetem Grund und Boden.
Das charakteristische Ortsbild erhalten
Was die Bürgermeister selbst tun können, damit in ihren Gemeinden mehr Wohnraum entsteht und gleichzeitig das charakteristische Ortsbild erhalten bleibt, darüber referierte Professor Lothar Zettler vom Planungsbüro „Lars Consult“. Er stellte das Handbuch „Dorfkerne - Dorfränder“ vor, das das Planungsbüro zusammen mit den Landkreisen Unterallgäu und Ostallgäu erstellt hat. Es enthält Ansätze, wie mehr Wohnraum geschaffen wird, Leerstände in den Ortskernen vermieden werden und das charakteristische Ortsbild erhalten bleibt. Zettler riet, Gemeinden sollten einen Rahmenplan erstellen, um die Ortsentwicklung zu steuern. Hier sollten grundsätzliche Fragen geklärt werden wie zum Beispiel: Wie viele Leute sollen im Dorfkern maximal leben? Welche Flächen können bebaut werden, welche sollen frei bleiben? Welche Dachformen werden zugelassen?
Das Handbuch „Dorfkerne-Dorfränder“ kann unter www.unterallgaeu.de/dorfkerne-dorfränder heruntergeladen werden.
Weitere Themen in Kürze:
- Wie Kinder und Jugendliche an politischen Entscheidungen auf Kommunalebene beteiligt werden können, darüber informierte Kreisjugendpflegerin Julia Veitenhansl. Möglichkeiten gebe es viele, zum Beispiel Jungbürgerversammlungen, Kinderparlamente, Jugendbefragungen oder anlassbezogene Projekte. Veitenhansl betonte, zunächst müsse man das Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen suchen, um herauszufinden, welche Methode passend ist. Ihr Tipp: „Einfach mal anfangen und ausprobieren.“ Und: „Man muss die Beteiligung auch wollen. Das heißt: Worten müssen Taten folgen.“ Veitenhansl erinnerte außerdem daran, dass hauptamtliches Personal für die Jugendarbeit vom Landkreis gefördert wird. „Der Landkreis übernimmt hier ein Drittel der Personalkosten und gibt auch Sachkostenzuschüsse.“
- Einen kurzen Überblick über die Wasserversorgung im Landkreis Unterallgäu gab Werner Straub vom Gesundheitsamt am Landratsamt Unterallgäu. So gibt es im Unterallgäu sieben große Wasserversorgungsanlagen, die jeweils mehr als 5000 Personen versorgen, 87 Anlagen von Gemeinden, Zweckverbänden und Genossenschaften und 600 kleine Anlagen. Von 2003 bis 2021 wurden über 100 Millionen Euro in diese Anlagen investiert, zum Beispiel in Brunnen und Quellen, in neue Wasserspeicher oder neue Leitungen. Straub riet den Gemeinden, zumindest je Verwaltungsgemeinschaft einen Fachmann für die Wasserversorgung einzustellen oder ausbilden zu lassen.
- Über die Qualitätssicherung von Rad- und Wanderwegen informierte Tobias Klöck vom Sachgebiet Wirtschaft und Tourismus am Landratsamt Unterallgäu. So gibt es im Landkreis 1100 Kilometer Rad- und ebenso viele Wanderwege. Beschildert sind diese mit 5250 Wegweisern für Radfahrer und mit 6998 Wegweisern für Wanderer. Hier komme es immer wieder zu Mängeln, weil zum Beispiel Wegweiser einwachsen, beschädigt oder verschmutzt sind oder Wege kaum mehr nutzbar sind. Zur Qualitätssicherung braucht es Personen, die gezielt das Wegenetz kontrollieren - hier will der Landkreis zusammen mit den Gemeinden eine Lösung finden. Landrat Eder betonte: „Ein attraktives Rad- und Wanderwegenetz erfüllt nicht nur einen touristischen Zweck. Es dient vor allem unseren Bürgern.“