Wem Anfang Mai ein Schreiben des Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung oder der Zensusstelle des Landratsamts ins Haus flattert, darf sich nicht wundern: Der 9. Mai ist Zensus-Stichtag in ganz Deutschland. Ab diesem Zeitpunkt werden bundesweit knapp zehn Prozent der Bevölkerung zu ihrer persönlichen Lebenssituation befragt - im Unterallgäu sind es genau 12.404 Bürger. Was hinter dem Zensus steckt und was man über die Befragung wissen sollte, darüber haben wir uns mit dem Leiter der Zensusstelle im Landratsamt Unterallgäu, Dietmar Ernst, unterhalten.

Kann es sein, dass ab 9. Mai plötzlich jemand vor meiner Tür steht und will, dass ich Fragen beantworte?

Ernst: „Nein. Die Interviewer kündigen ihren Besuch in jedem Fall rechtzeitig mit einem offiziellen Schreiben an. Sollte der angekündigte Termin nicht möglich sein, kann man dann einen neuen Termin vereinbaren. Bei uns im Unterallgäu sind übrigens knapp 150 Interviewer im Einsatz.“

Aber woran erkenne ich die Interviewer? Können sie sich ausweisen?

Ernst: „Die Interviewer können sich immer ausweisen. Sie haben einen eigenen Interviewer-Ausweis mit Siegel, der nur in Verbindung mit ihrem Personalausweis gültig ist. Außerdem haben sie ihr Kommen wie gesagt in jedem Fall vorher schriftlich angekündigt.“

Mit welchen Fragen muss ich zum Beispiel rechnen? Muss ich sie beantworten?

Ernst: „Bei den Fragen geht es zum Beispiel um Familienstand, Zahl der Personen im Haushalt, ausgeübten Beruf, Schulabschluss. Das Gehalt wird nicht abgefragt! Wer möchte, kann sich den Fragebogen übrigens auch vorab im Internet ansehen. Beantworten muss man die Fragen, wenn man ausgewählt wurde, auf jeden Fall. Wichtig ist ganz grundsätzlich: Es geht beim Zensus nicht darum, möglichst viel über den einzelnen Bürger zu erfahren, sondern allgemein Informationen darüber zu erhalten, wie die Menschen in Deutschland leben. Name und Adresse der Befragten sind nur notwendig, um die Daten vorläufig zuordnen zu können. So schnell wie möglich werden sie wieder gelöscht.“

Wie sieht es generell mit dem Datenschutz aus?

Ernst: „Der hat beim Zensus höchste Priorität. So sind selbstverständlich auch die Interviewer zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet. Bei einem Verstoß dagegen müsste der Interviewer sogar mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.“

Wer wird denn genau befragt?

Ernst: „Befragt werden etwa zehn Prozent der Bevölkerung in ganz Deutschland und alle Bewohner von so genannten Gemeinschaftsunterkünften wie Seniorenheimen oder Behinderten-Wohngruppen. Anfang Mai werden zudem alle Haus- und Wohnungseigentümer vom Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung angeschrieben und zu ihren Wohnverhältnissen befragt. Es kann deshalb also auch vorkommen, dass jemand doppelt befragt wird - persönlich und als Hauseigentümer.“

Nähere Informationen zum Zensus 2011 findet man auch im Internet unter <link http: www.unterallgaeu.de zensus>www.unterallgaeu.de/zensus 

Der Zensus 2011 in Kürze

• Über den Zensus wird die genaue Einwohnerzahl Deutschlands ermittelt. Diese ist für viele Bereiche wichtig - ob es um die Verteilung von Steuermitteln oder auch um die Zahl der benötigten Kindergarten- oder Altenheimplätze geht. Auch eine ganze Reihe von Statistiken basiert auf den Einwohnerzahlen, etwa die Berechnung des jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP).
• Zum anderen geht es beim Zensus darum, Informationen zum Wohnraum, zur Bildung und zum Erwerbsleben in Deutschland zu gewinnen. Wie viele Erwerbstätige gibt es, wie viele Menschen davon sind selbstständig? Wo werden in den kommenden Jahren wie viele Kinder eingeschult? Wie viele Wohnungen gibt es in Deutschland und wie sind sie ausgestattet?
• Die letzte Volkszählung fand in Deutschland 1987 statt. Schon damals zeigte sich, dass sich die errechneten Daten zum Teil deutlich von der Realität unterscheiden. Experten gehen davon aus, dass der Zensus ergeben wird, dass in Deutschland tatsächlich rund 1,3 Millionen Menschen weniger leben als aktuell angenommen wird.