"Wir sind selbst auch nicht glücklich mit der Situation, haben diese Aufgabe aber nun mal zu stemmen.“ So leitete Landrat Alex Eder in seinen Lagebericht zur Flüchtlingssituation bei der Bürgermeisterdienstbesprechung ein, die diesmal online stattfand. „Wir versuchen, die Flüchtlingsunterbringung für die Gemeinden so verträglich wie möglich zu gestalten.“ Doch er bat auch um Verständnis, dass das Landratsamt weitere große Unterkünfte schaffen müsse, um den von der Regierung zugewiesenen Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu schaffen. Das sei eine Pflichtaufgabe des Landratsamts. Zwischen 40 und 50 Personen kommen derzeit pro Woche neu im Unterallgäu an. „Natürlich ist eine Unterbringung in kleinen, dezentralen Unterkünften wünschenswert. Aber aufgrund des Wohnraummangels brauchen wir die großen Notunterkünfte“, so Eder.
Über 2.200 Flüchtlinge leben inzwischen in Asylunterkünften im Unterallgäu. Darunter sind laut Eder 250 Fehlbeleger, also anerkannte Flüchtlinge, die eigentlich aus den Unterkünften ausziehen müssten. Rechne man die 550 Flüchtlinge aus der Ukraine dazu, die ebenfalls in Unterkünften leben, weil sie keine eigene Wohnung finden, liege die Quote der Fehlbeleger bei 36 Prozent. „Wenn diese Menschen in eigene Wohnungen verteilt auf den ganzen Landkreis ausziehen könnten, wäre unsere Lage viel entspannter“, betonte Eder.
Der Landkreis verwaltet 70 dezentrale Unterkünfte und fünf Notunterkünfte. „Das Zelt auf dem Parkplatz des Landratsamts ist inzwischen mit etwa 160 Personen voll belegt“, so Eder. Mit Blick auf das Vorhaben, in Tussenhausen eine Thermohalle für 80 Personen zu errichten, sagte er: „Ich beobachte die Stimmung in der Bevölkerung mit Sorge.“ Doch es gebe auch positive Entwicklungen: Eder dankte dem Markt Türkheim. Hier habe sich der Gemeinderat konstruktiv mit dem Thema auseinandergesetzt und ein Grundstück ausfindig gemacht, auf dem der Landkreis eine Notunterkunft errichten könnte. Der Landrat appellierte insbesondere an die Gemeinden, die bislang keine oder nur wenig Flüchtlinge aufgenommen haben, nach Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen. Zudem bat er darum, in den Rathäusern Migrationsbeauftragte zu benennen, damit die Ausländerbehörde Ansprechpartner in den Gemeinden hat und ein „kurzer Draht“ gelingen kann.
Ein Erfolg waren laut Eder die Jobbörsen für Geflüchtete in Bad Wörishofen und Memmingen - das Interesse war groß und es wurden viele Kontakte geknüpft. Zudem lobte er, dass sechs Flüchtlinge ehrenamtlich beim Aufbau der neuen Unterkunft in Mindelheim mithalfen. „Wir haben das extra rechtlich prüfen lassen. Es freut mich sehr, dass das funktioniert hat.“